Vorwürfe gegen Grazer Gefängnispsychologen

Nach Vorwürfen, österreichische Justizwachebeamte hätten Gefangene vernachlässigt und misshandelt, gibt es nun auch schwere Vorwürfe gegen einen Gefängnispsychologen in Graz. Er soll Gefängnispsychologinnen sexuell belästigt haben.

Justizanstalt Karlau

AP/Helge Sommer

Der Psychologe soll ihm untergebene Psychologinnen sexuell belästigt haben

Im November des Vorjahres erhängte sich ein Strafgefangener in einer sogenannten Absonderungszelle im Keller der Justizanstalt Graz-Karlau. Nach Vorwürfen, der Häftling sei suizidgefährdet gewesen, ermittelte die Kriminalpolizei, konnte aber kein Verschulden der Justiz feststellen. Dann tauchten neue Vorwürfe auf - mehr dazu in Neue Vorwürfe nach Selbstmord in der Karlau. Auch ein zweiter Fall wurde dieses Jahr publik: Eine Frau erhob schwere Anschuldigungen gegen die Justizanstalt Karlau. Ein suchtkranker Häftling soll schlecht betreut worden sein - mehr dazu in Vernachlässigung: Vorwürfe gegen Karlau.

Vorwürfe von drei Frauen gegen Psychologen

Nun gibt es wieder Vorwürfe - sie richten sich diesmal gegen einen Gefängnispsychologen in Graz. Er arbeitet mit Sexualstraftätern, steht aber selbst wegen sexueller Belästigung unter Verdacht. Das Magazin „Falter“ berichtet auf Basis von Protokollen: Eine Psychologin wirft ihrem Ex-Vizechef des psychologischen Dienstes der Justizanstalt Karlau vor, er sei in Unterhosen im gemeinsamen Bürovorraum gestanden, eine zweite sagt, er habe sie am Busen gegrapscht, eine dritte, er habe ihr ans Geschlechtsteil gegriffen.

Staatsanwaltschaft bestätigt Verfahren

Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte am Dienstag ein Verfahren. „Es ist ein Verfahren wegen sexueller Belästigung, da geht es darum, der Beschuldigte habe zwei Frauen unsittlich berührt und angegriffen“, so Bacher.

Von den Psychologinnen gibt es auch Aussagen, der Beschuldigte habe Häftlinge manchmal abfällig als Kreaturen bezeichnet.

Von Kameras aufgenommen

Der beschuldigte Psychologe sagte zu den Vorwürfen, die Frauen hätten freiwillig mit ihm „geschmust“. Das sei eine „Mini-Affäre“ gewesen. Auch Aussagen des beschuldigten Psychologen zitiert das Magazin, etwa die Aussage: „Es kann schon möglich sein, dass ich mit nacktem Oberkörper am Fenster die Sonne genießend, von den justizeigenen Kameras aufgenommen worden bin“. Das habe aber während der Dienstzeit „in erträglichem Maße“ stattgefunden. Selbstverständlich gilt für den Psychologen die Unschuldsvermutung.

In andere Justizanstalt versetzt

Ein halbes Jahr nach dem justizinternen Bekanntwerden der Vorwürfe arbeitet der Psychologe noch für die Justiz, bestätigte Peter Prechtl, Leiter der Justizvollzugsdirektion: „Er wurde von uns von Amts wegen in eine andere Justizanstalt versetzt, und es wurde Strafanzeige erstattet.“ Sollten sich die Vorwürfe aber bestätigen, so Prechtl, würde das Dienstverhältnis sofort aufgelöst.

Ermittlungen auch wegen fahrlässiger Tötung

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Psychologen auch wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Es geht um den bereits öffentlich bekannten Suizid eines Häftlings, der trotz festgestellter Suizidgefahr und trotz Warnung in einer Absonderungszelle untergebracht worden. Dort erhängte sich der Mann. Laut Staatsanwaltschaft liegt der Polizeiabschlussbericht in dieser Causa schon vor.

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