Schwere Zeiten für Grazer Buchhandlungen

Seit Jahren geht es mit einigen Buchhandlungen in Graz bergab. Nach Kienreich, Regner und Pock schließt mit Leykam 2015 bereits der nächste Laden, während die Verkaufsflächen im Buchhandel unterm Strich aber größer werden.

Wird weniger gelesen? Ist das Online-Angebot zu erdrückend? Sind die Mietpreise im Grazer Zentrum zu hoch? Die Gründe für das Aus kleiner Grazer Buchläden sind vielfältig und teils sehr spezifisch.

Teurer Mietvertrag

Bei Leykam in der Grazer Stempfergasse etwa sollen schon im Frühjahr 2015 die Pforten geschlossen werden, ein neuer, viel höherer Mietvertrag würde fällig, heißt es in der Buchhandlung. Leykam- Verlagschef Wolfgang Hölzl bedauert das Aus: „Das war unsere zentrale Buchhandlung. Wir waren dort mit unseren Büchern sehr gut platziert, vor allem mit der Literatur und ich sehe vor allem einen Verlust in der qualitativen Beratung.“

Zunahme an Verkaufsflächen

Insgesamt aber nimmt die Zahl an Verkaufsflächen im Buchhandel zu, sagt die Fachgruppenobfrau in der Wirtschaftskammer, Beatrice Erker: „Es haben einige Buchhandlungen in der Grazer Innenstadt geschlossen, aber man darf auch nicht vergessen, dass einige Buchhandlungen in den Grazer Shoppingcenters geöffnet haben. Also an der gesamten Anzahl hat sich nichts geändert, ganz im Gegenteil, es hat sich die Verkaufsfläche vergrößert gegenüber den zehn oder 15 Jahren davor.“

Verlagsmitarbeitern vor etlichen Bücherstapeln bei Frankfurter Buchmesse

APA/dpa/Katja Lenz

Leser wollen in den Buchhandlungen vor allem gute und persödnliche Beratung

Erfolg im Nischenhandel

Jenen, die jetzt eine Buchhandlung eröffnen wollen, rät Erker allerdings, „dass sie sich eine Nische überlegen, in denen sie aktiv werden können und dass sie sich einen Schwerpunkt auf alle Fälle im Service setzen und eine persönliche Kundenbetreuung anbieten - das schätzt der Kunde.“

Genau zu diesem Schritt hat sich Beatrice Baumann vor vier Jahren mit ihrem Büchersegler in Graz entschlossen. Sie setzt auf Kinderbücher und ausgewählte Literatur, jedes Buch kann auch per Mail bestellt werden. Die Entwicklung in Graz macht sie dennoch nachdenklich: „Auf der einen Seiten könnte man sagen, es freut mich, weil man hat immer weniger Konkurrenten, aber Buchhandlungen bereichern auch das kulturelle Leben, wenn das dann auch nicht mehr ist, macht das eine Stadt irgendwie ärmer.“ Nicht zuletzt seien Buchhandlungen schließlich auch soziale Treffpunkte.

Bücher

APA/ McPHOTO / vario images

Trotz Aus einiger Buchhandlungen sind die Verkaufsflächen mehr geworden

Traum von eigener Buchhandlung

Wie es durchaus gelingen kann, den Traum von der eigenen kleinen Buchhandlung zu leben, das beschreibt jetzt Petra Hartlieb in einem Buch mit dem Titel „Meine wundervolle Buchhandlung“. Darin beschreibt Hartlieb, die seit mittlerweile zehn Jahren selbst Buchhändlerin in Wien ist, ihr Wagnis, eine verstaubte Buchhandlung auf Pump zu kaufen.

Erst kürzlich hat sie aus ihrem Erfolgsbuch im Büchersegler am Grazer Mariahilferplatz gelesen und dabei so viel Optimismus versprüht, dass man es ihr fast gleichtun möchte: „Das bringt schon was zu Klingen, dass man so was aufschreibt, dass man einen Lebenstraum hat, dass man so etwas zusammen mit dem Partner macht, dass man sich durchbeißt. Es war nicht immer leicht, wir haben wahnsinnig viel gearbeitet, aber wir haben unseren Traum gelebt und das ist schon glaube ich, was den Erfolg des Buches ausmacht.“

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