Graz stellt Bombenblindgängerkataster online

Ein digitaler Bombenblindgängerkataster für Graz soll es Bauherren und Privaten künftig leichter machen, gefährdete Grundstücke auszumachen. Dank des Onlineservices sieht man, wo in Graz noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg „lauern“ könnten.

Der Kataster basiert auf Luftbildern von Einschlägen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie späteren Aufnahmen; wegen der Auswertung neuer Flugbilder und der Erstellung des neuen Katasters sinken die Verdachtspunkte aber von 584 auf 190.

Rund fünf Prozent des Stadtgebiets unsicher

Im digitalen Bombenblindgängerkataster sieht man auf der groben Gesamtübersicht, in welchem Bereich man lebt: Rote Einfärbung bedeutet, dass mit Sprengkörpern zu rechnen ist (4,8 Prozent des Stadtgebiets), gelbe Färbung bedeutet geringe Wahrscheinlichkeit, auf Blindgänger zu stoßen (17,74 Prozent des Stadtgebiets), und 77,7 Prozent des Stadtgebiets sind grün eingefärbt, das heißt, hier liegen keine Verdachtsflächen vor.

Bombenblindgängerkataster

Stadt Graz

Es besteht für Benutzer auch die Möglichkeit, über die Adresssuche den Straßennamen eingeben und dort in einer Nahansicht die Gefahrenzone genau in Augenschein nehmen; die exakten Verdachtspunkte können beim Sicherheitsmanagement der Stadt abgefragt werden.

„Keine 100-prozentige Sicherheit“

Der Sicherheitsmanager der Stadt, Wolfgang Hübel, meinte, aufgrund der neuen Datenauswertung seien die Verdachtsflächen deutlich gesunken, „wobei gesagt werden muss, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dort tatsächlich noch explosives Material in der Erde schlummert, zwischen zehn und 15 Prozent liegt“. Umgekehrt bedeute dies aber auch, dass Kriegsrelikte auch außerhalb von Verdachtszonen auftauchen können: „Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht“, so Hübel.

8.131 Bombentrichter

Während der Luftangriffe - vor allem auf das Gebiet des Haupt- und des Ostbahnhofs sowie die Rüstungsfabriken wie Steyr in Thondorf sowie die Waggon- und Kesselfabrik Simmering-Graz-Pauker - waren rund 16.000 Bomben vor allem von US-Bombern auf Graz abgeworfen worden, vor allem Sprengbomben. Genau 8.131 Bombentrichter konnten anhand der Luftbildaufnahmen des Stadtgebietes gezählt werden; 2.244 Gebäude wurden 1944/45 durch Bomben beschädigt, die Angriffe forderten 1.788 Tote.

Der letzte spektakuläre Bombenfund datiert vom 25. März 2011, als eine beim Bau des Nahverkehrsknotens am Hauptbahnhof entdeckte 250-Kilo-Bombe mit Langzeitzünder nicht entschärft werden konnte. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt, die Bombe musste in der Baugrube gesprengt werden. Splitter flogen bis zum fast einen Kilometer entfernten Lendplatz, Fenster und Auslagenscheiben gingen durch den Druck zu Bruch.

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