Neue Gaumenspalten-OP schon für Babys

Eines von 500 Neugeborenen kommt mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zur Welt. Bislang bedeutete dies Operationen bis ins Teenageralter - am LKH Graz wird die Fehlbildung nun schon drei Monate nach der Geburt verschlossen.

Katja Schwenzer-Zimmerer leitet seit dem Vorjahr die Abteilung für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie am Grazer Uniklinikum; vor 20 Jahren setzte sie es sich zum Ziel, den kleinen Patienten so früh und effizient wie möglich zu helfen: „Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten gehören zu den schlimmsten Fehlbildungen, weil sie fast alle Bereiche im Leben negativ beeinflussen, besonders stark leidet die soziale Entwicklung. Wir wollen die physische und psychische Belastung von Kind und Eltern so niedrig wie möglich halten.“

Weitreichende Beeinflußung der Entwicklung

Bei der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte sind Lippe, Kiefer und Gaumen zwar vorhanden, allerdings nicht zusammengewachsen. Neben der Mimik und Ästhetik beeinträchtigt die Fehlbildung mehrere Körperfunktionen: Die Kinder haben Schwierigkeiten beim Trinken, Schlucken, Essen, bei der Lautbildung, und auch das Hörvermögen kann leiden.

Spaltkind

LKH Graz

Die Fehlbildung vor der Operation

Die Fehlbildung kann in der 25. Schwangerschaftswoche im Zuge des Organscreenings diagnostiziert werden: „Ab diesem Zeitpunkt können sich die Eltern an uns wenden. Wir informieren genau, was die Diagnose bedeutet und was getan werden kann“, schildert die Medizinerin.

Behandlung beginnt gleich nach der Geburt

Kurz nach der Geburt wird in Graz dem Neugeborenen eine Trink- und Gaumenplatte eingesetzt, die den Mund- vom Nasenraum trennt und die Zunge in die richtige Position bringt; gleichzeitig hilft die Platte, die Position der Kiefersegmente langsam zu korrigieren.

Spaltkind

LKH Graz

Nach der Operation

Nach drei Monaten erfolgt dann der Eingriff, der rund dreieinhalb Stunden dauert und die Spalte in einem Zug komplett schließt: „Nach dem Eingriff dürfen die Kinder bei uns sofort trinken, sie werden nicht fixiert und sollen gleich die Mama spüren“, erklärt Schwenzer-Zimmerer den weiteren Verlauf; die meisten kleinen Patienten würden am dritten oder vierten Tag - „sobald sie ordentlich trinken“ - wieder entlassen.

Weltweit führend

Bislang gehörten mehrmalige Operationen bis ins Teenageralter zum Standardprogramm. Jahrelange Forschung und Erfahrungen im interdisziplinären Team, eine spezielle Lagerung des Babys bei der Operation und optimale Kinderanästhesie tragen dazu bei, dass heute laut Uniklinikum Graz weltweit niemand die Fehlbildung so früh in einer einzigen Operation behebt wie die Grazer Medizinerin.

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