Andritz wehrt sich gegen Millionenstrafe

Der Grazer Maschinenbauer Andritz AG führt derzeit einen Rechtsstreit mit der Republik: Es geht dabei um eine Verwaltungsstrafe gegen den Vorstand in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro.

Im März vor drei Jahren beschädigte eine Explosion im Zellstoffwerk Pöls einen so genannten Laugenkessel. Den Zuschlag für die Erneuerung erhielt Andritz. Die Firma engagierte daraufhin rund 200 Mann einer Montagegesellschaft aus Kroatien.

Übliche Vergabe oder Überlassung der Arbeitskräfte?

Ende vergangenen Jahres bekamen dann die vier Vorstände einen Strafbescheid wegen Verstoßes gegen das so genannte Arbeitsvertragsrechtsanpassungsgesetz und gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetz.

Für die Grazer war die Montage eine übliche Vergabe; gewertet worden sei die Beschäftigung hingegen als Überlassung der Arbeitskräfte, sagt Firmenchef Wolfgang Leitner: „Das Sozialministerium war der Meinung, wir kontrollieren die Qualität zu genau, und wir als Vorstand sind persönlich zu einer Strafe von 22 Millionen Euro verurteilt worden - für einen Auftragswert von sieben Millionen.“

Die Höhe der Forderung setzt sich nach dem genannten Kumulationsprinzips - also die Mehrfachbestrafung für ein und dasselbe Vergehen - zusammen: Pro Monteur beträgt die Strafe 12.000 Euro. Zwei Vergehen verdoppeln das Strafmaß - macht in Summe über 20 Millionen Euro. Andritz berief gegen den Bescheid.

„Wir stimmen mit unseren Beinen ab“

Auch wenn der Nationalrat das Kumulationsprinzip bald abschaffen will, sei es für Leitner ein Beispiel für die Probleme des Standortes, und er denkt auch laut darüber nach, Konsequenzen zu ziehen: Aufträge müssten nicht hier erledigt werden. „Wir sind nicht in der Politik tätig, wir stimmen mit unseren Beinen ab, das heißt, unser chinesischer Kunde wird in Zukunft nicht mehr nach Graz kommen müssen, um die Qualität zu kontrollieren, sondern wird das in unserem Werk in China erledigen können, und das AMS wird in Zukunft wahrscheinlich einige Kunden mehr in der Steiermark bekommen“, so Leitner. Die Andritz AG beschäftigt allein in der Steiermark 2.300 Menschen - ein Zehntel der Gesamtbelegschaft.

Starkes Halbjahresergebnis

Rein finanziell könnte das börsennotierte Unternehmen die Strafe leicht stemmen: Im ersten Halbjahr legte der Anlagenbauer ein starkes Ergebnisplus hin. Das Vorsteuerergebnis (EBT) legte um zehn Prozent auf 188,9 Mio. Euro zu, das EBITA um 13,3 Prozent auf 207,3 Mio. Euro; die Investitionen stiegen um 24,8 Prozent auf 55,9 Mio. Euro.

Allerdings wird aufgrund einer dünneren Auftragslage im Gesamtjahr ein Umsatzrückgang erwartet. Sorgenkind ist da vor allem die Sparte Hydro, wo die Auftragslage im zweiten Quartal um 40 Prozent einbrach. Nicht ganz so gut lief es auch in der Sparte „Metals“, die einen Rückgang von 21 Prozent verzeichnete - hier mache sich die Zurückhaltung der Autobauer bemerkbar. Dafür gab es bei „Pulp & Paper“ einen Auftragszuwachs von 27 Prozent und bei „Separation“ von 17 Prozent. „Bei Pulp & Paper ist die Rentabilität sehr gut, wesentlich besser als beim Mitbewerber“, so Leitner am Freitag.

Zukunft: Digitalisierung

Den Schwerpunkt der künftigen Investitionen sieht Leitner in der Digitalisierung - Stichwort Internet der Dinge oder Industrie 4.0: Hier zeige sich schon jetzt, wie durch bessere Kommunikation erheblich Kosten eingespart werden könnten. Unter anderem ist die Beteiligung an Venture Capital Fonds und Start-ups angedacht.

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