Landtag: FPÖ prangert Zweiklassenmedizin an

Der Sommer ist zu Ende - im Landtag Steiermark ist es am Dienstag aber trotzdem heiß hergegangen: Die Freiheitlichen richteten eine dringliche Anfrage zu den steirischen Spitälern an ÖVP-Gesundheitslandesrat Christopher Drexler.

Hannes Amesbauer

FPÖ Steiermark

FPÖ-Landtagsabgeordneter Hannes Amesbauer

Die Freiheitlichen werfen ÖVP und SPÖ vor, mit ihrer Kürzungspolitik eine Zweiklassenmedizin zu schaffen: Sie würden die geplanten Primärversorgungszentren als Allheilmittel forcieren, den Ärztemangel würden diese Zentren nicht lösen, so der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Hannes Amesbauer.

Seine Diagnose für das steirische Gesundheitswesen: „Dass Strukturen ausgedünnt werden, dass gut funktionierende Häuser geschlossen werden - und dass die Menschen am Land zu Patienten zweiter Klasse degradiert werden.“

„Die Sache mit dem Telefonarzt funktioniert nicht“

Die Gesundheitszentren würden sich letztlich in die lange Schlange der teuren und gescheiterten Gesundheitsprojekte einreihen, so Amesbauer: „Mariazell wird da ja gerne als Leuchtturmprojekt bezeichnet. Erstens ist das nicht ständig zuständig und die Sache mit dem Telefonarzt funktioniert nicht. Wenn man mit dem Auto fährt und das Auto nicht mehr funktioniert und man in der Werkstätte anruft, wird der Mechaniker sagen: Du musst zu mir kommen, ich muss das sehen. Und hier geht es um Menschenleben.“ Amesbauer kritisierte außerdem, dass mehr als 800 Spitalsbetten den Kürzungen der Landesregierung zum Opfer fallen würden.

Drexler

ORF.at

ÖVP-Gesundheitslandesrat Christopher Drexler

Drexler bedankte sich für Dringliche

ÖVP-Gesundheitslandesrat Christopher Drexler wehrte die Vorwürfe der Freiheitlichen - wenig überraschend - ab, bedankte sich aber bei der FPÖ für die dringliche Anfrage, die ihm die Möglichkeit geben würde, Überzeugungsarbeit zu leisten, warum diese Reform notwendig sei: „Es ist nun einmal so, dass Stillstand Rückschritt bedeutet. Es ist nun einmal so, dass in einem Umfeld, wo sich Rahmenbedingungen in einer Dynamik weiterentwickeln, Stillstand verderblich wäre. Das ist der Grund, warum wir in Veränderungsprozesse gehen.“

Die Gesellschaft werde immer älter, der medizinische Fortschritt immer rasanter, das mache eine Spezialisierung erforderlich, so Drexler: „Und Spezialisierungen führen letztlich zur Notwendigkeit von Konzentration - und das ist das Grundgeheimnis hinter dieser Strukturreform, die Sie oberflächlich als Zerschlagung von Strukturen beurteilen.“

Grüne fordern Raumordnungsnovelle

Auch die Grünen bezogen dazu Stellung und forderten die Landesregierung auf, Strukturen erst dann zu verändern, nachdem für die Bevölkerung eine neue nutzbringende Form der Gesundheitsversorgung geschaffen wurde. Sie rücken übrigens auch mit einer dringlichen Anfrage aus - und zwar zum Thema Klimaschutz an SPÖ-Umweltlandesrat Anton Lang: Sie werfen der Landesregierung jahrelangen Unwillen vor und fordern eine Raumordnungsnovelle, um den Wildwuchs bei den Einkaufszentren und die Zersiedelung einzudämmen.

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