Kinderärzte orten Versorgungsengpass

Die Kinderärzte warnen vor einem akuten Mangel bei den niedergelassenen Kinderspezialisten: Demnach seien bereits jetzt zehn Prozent der Kassenstellen in der Steiermark unbesetzt - Tendenz steigend.

Bereits heute seien etwa drei Planstellen für Kinderärzte in Leoben, Bruck und Deutschlandsberg nicht besetzt, und die Zahl der unbesetzten Stellen werde noch größer werden, wenn nicht bald etwas getan werde, so Reinhold Kerbl vom LKH Hochsteiermark.

„Attraktivere Modelle notwendig“

Es müssten jährlich wieder mehr Ärzte ausgebildet werden, und auch sonst brauche es Veränderungen: „Die Jungmediziner haben heute etwas andere Vorstellungen von einer Kassenpraxis, und wie sie dort arbeiten möchten, und daher muss man diese Wünsche auch berücksichtigen und sich auch attraktivere Modelle erdenken - das heißt zum Beispiel eine Gruppenpraxis, die sich mehrere teilen, das trifft insbesondere für Frauen zu.“ Aber auch die Tarifsysteme für die Abrechnungen sollten vereinfacht und angepasst werden.

Weniger Kinderärzte - mehr kranke Erwachsene

Studien würden zeigen, dass in Ländern, in denen eine schlechte Versorgung von niedergelassenen Kinderärzten besteht, viel mehr Antibiotika gebraucht würden, weniger Menschen ausreichend geimpft seien und auch Tumore später erkannt würden.

Aber auch die Versorgung chronisch kranker Kinder, die inzwischen erwachsen geworden sind, wird Thema bei der 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde ab Donnerstag in Graz sein: „Das ist deshalb so, weil früher bestimmte Erkrankungen von den Erwachsenenmedizinern überhaupt nicht gesehen worden sind, weil die Kinder überhaupt nicht dieses Lebensalter erreicht haben. Jetzt ist es so, dass man mit chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel chronischen Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen, dass man mit der heutigen Therapie so lange lebt, dass man ins Erwachsenenalter kommt, und da fehlt jetzt die Expertise bei den Erwachsenenmedizinern, wie man mit diesen Kindern weiter umgeht, damit sie auch weiter ein adäquates Leben führen können“, so Kerbl.

Finanzierung teurer Medikamente nicht klar geregelt

Die Kindermediziner kritisieren außerdem, dass die Finanzierung teurer, aber nötiger Medikamententherapien nicht klar geregelt sei und die Patienten zwischen Spitälern, niedergelassenen Ärzten und Krankenkassen hin und her geschickt würden - hier plädieren sie für die Finanzierung aus einer Hand.

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