Nach Doppelmord: Fahndung ohne Ergebnis

Die Suche nach dem mutmaßlichen Todesschützen von Stiwoll hat sich am Freitag an den Stadtrand von Graz verlagert. Nach einem Hinweis wurde von der Polizei das Waldgebiet am Plabutsch abgesucht - ohne Ergebnis.

Der Doppelmord von Stiwoll

Dem Hinweis zufolge soll ein verdächtiger Mann mit Rucksack vor der Volksschule von Thal bei Graz gesehen worden sein - Thal befindet sich rund sieben Kilometer östlich von Stiwoll, vom Grazer Stadtgebiet ist es durch den bewaldeten Höhenzug des Buchkogel-Plabutsch getrennt.

Die Polizei richtete entlang der Thalerseestraße eine Postenkette ein; gleichzeitig wurden mit Sturmgewehren bewaffnete Beamte vom Bereich der Aussichtswarte des Fürstenstands talwärts durch den Wald Richtung Thalerseestraße geschickt. Auch Polizeihunde standen im Einsatz, ein Hubschrauber der Exekutive überflog die Gegend mehrmals. Die Suche blieb ohne Ergebnis.

Bezug zu Thal

Der Gesuchte hat durchaus einen Bezug zu Thal: Seine Frau, eine Jägerin, soll dort öfters gejagt haben; es gibt in dem Bereich auch einen bewohnbaren Hochsitz, der bereits am Montag überprüft wurde - schon damals war nichts gefunden worden.

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Viele fragen sich seit Tagen, was hinter dieser Wahnsinnstat von Stiwoll steckt. Helmut Schöffmann hat sich die Vorgeschichte und die Hintergründe näher angeschaut.

Der gesamte Einsatz zur Suche nach dem 66-Jährigen werde mit unverminderten Kräften aufrechterhalten: „Das heißt, wir sind mit mehreren hundert Polizisten und zwei Hubschraubern im Einsatz“, so Polizeisprecher Markus Lamb, in Stiwoll selbst werden auch zwei bis drei gepanzerte Fahrzeuge der Exekutive bereitgehalten. Man habe Mannschaften aus „halb Österreich“ zusammengezogen, sagte Lamb, „und natürlich sind wir auch für Hinweise aus der Bevölkerung sehr dankbar“.

Polizist bei Suche schwer verletzt

Donnerstagnachmittag wurde bei der Suche nach dem mutmaßlichen Todesschützen ein Polizist schwer verletzt: Der Diensthundeführer hatte mit Kollegen noch einmal die Scheune durchsucht, von der aus der 66-Jährige am Sonntag zwei Nachbarn erschossen und eine weitere Frau schwer verletzt hatte - dabei stürzte er durch eine verdeckte Heuluke und zog sich eine Fraktur zu.

Der gesuchte Täter

Polizei

Der gesuchte Mann

Donnerstagvormittag gab es eine Veranstaltung des Kriseninterventionsteams (KIT), um die örtliche Bevölkerung zu unterstützen - mehr dazu in Doppelmord: Stiwoll im Ausnahmezustand. Mittags stellte sich dann der Chef der Spezialeinheit Cobra, Generalmajor Bernhard Treibenreif, den Fragen der Presse.

Treibenreif: Vermutlich noch in Region

Er gehe davon aus, dass sich der Gesuchte noch in der Umgebung aufhält: „Es ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass er hier ist - vielleicht auch in der weiteren Umgebung, weil der Auffindungsort des Fahrzeuges hier ist“ - mehr dazu in Cobra-Chef zu Doppelmord: Eher Tat im Affekt. Am Montag hatte die Polizei das Fluchtfahrzeug sichergestellt: Der Kleinbus war in einem Waldstück in Södingberg gefunden worden - mehr dazu in Doppelmord: Suche nach Täter weiter ohne Erfolg.

Karte zeigt Tatort und Fundort des Fluchtautos

Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at

Mehr als 50 Objekte durchsucht

Mehr als 50 Objekte wurden mittlerweile durchsucht, darunter aufgelassene Alm-, aber auch Bienenhütten, denn der Gesuchte ist Imker. Die Suche sei alles andere als einfach, so Treibenreif: „Das ist nicht so einfach, es ist ein hügeliges und teilweise bergiges Gelände. Es ist kein Spaziergang durch den Wald, es gehen die Kräfte mit schwerer Schutzausrüstung, um sich auch vor einem möglichen Angriff zu schützen.“ Am Mittwoch wurde auch ein unterirdisches Stollensystem durchsucht - mehr dazu in Doppelmord: Cobra durchsuchte Stollensystem. Doch auch dort war die Suche ergebnislos.

Ermittlungssonderkommission gegründet

Die Suche rund um Stiwoll werde bis auf weiteres fortgesetzt, sagte Treibenreif: „Wir sind in der Lage, dass wir die Suche über einen langen Zeitraum ausdehnen können. Die Frage, die sich aber für uns in den nächsten Tagen stellen wird, wenn wir alles durchsucht haben, sämtliche Sektoren und Gelegenheitsobjekte, ob es dann Sinn macht, weiter Suchketten zu machen, oder, ob wir unseren Schwerpunkt in Richtung Fahndung, der Ermittlung und der Aufrechterhaltung des Schutzes von Gelegenheitspersonen setzen werden.“

Es soll nun eine Ermittlungssonderkommission gegründet werden - sie soll Ansätze für weitere Fahndungsmaßnamen finden. Dann könne man auch punktuell wieder Suchmannschaften einsetzen. Die Objekte und Personen, die auf der Gefährdungsliste der Polizei stehen, werden weiterhin intensiv überwacht. Die Volksschule und der Kindergarten sollen nächste Woche wieder geöffnet werden.

Mit Gewehr auf Nachbarn geschossen

Der gesuchte 66-Jährige hatte am Sonntag mit einem Gewehr das Feuer auf seine Nachbarn eröffnet: Eine 55 Jahre alte Frau und ein 64-jähriger Mann starben, eine weitere Anrainerin wollte fliehen und wurde schwer verletzt, sie ist außer Lebensgefahr - mehr dazu in Zwei Tote: Fahndung ausgeweitet.