Frauenhaus Graz startet Betreuung für Kinder

Gewalt macht krank - und zwar Frauen, die am häufigsten davon betroffen sind, ebenso wie ihre Kinder, die die Brutalität mit ansehen müssen. Das Grazer Frauenhaus nimmt sich nun den hilflosen, kleinen Opfern von Gewalt besonders an.

Seit dem Neubau des Grazer Frauenhauses - mehr dazu in Frauenhaus Graz: neues Gesicht, neues Konzept (11.12.2016) - vor rund einem Jahr ist die Einrichtung ständig voll: Aktuell haben in der Grazer Fröhlichgasse 21 Frauen eine sichere Bleibe gefunden, gemeinsam mit ihren 24 Kindern.

Auch ohne äußerliche Spuren

Häusliche Gewalt betreffe immer auch die Kinder, selbst wenn sie keine äußerlichen Spuren aufweisen, sagte Michaela Gosch, Leiterin des Frauenhauses Graz: „Gewalt macht krank, ganz egal, ob ich sie erlebe oder ‚nur‘ mit ansehen muss - psychische Erkrankungen sowieso auch körperliche Erkrankungen bis hin zu gewissen Krebsarten, die man speziellen Gewaltformen zuordnen kann.“

Für die Kleinsten steht im Frauenhaus ein Kindergarten zur Verfügung; außerdem bietet die Struktur des Grazer Frauenhauses durch kleine Wohneinheiten eine familiengerechte Unterbringung.

Auch Teenager-Burschen dürfen mit

Um die Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, für betroffene Frauen so niedrig wie möglich zu halten, können jetzt auch Teenager-Burschen mit ins Frauenhaus ziehen, erklärte Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ): „Niemals würde eine Frau gehen, ohne auch die Kinder mitnehmen zu können. Das neue Konzept sieht vor, dass auch Burschen bis 18 da sein können, auch gut betreut. Wir halten das für sehr wichtig“, so Kampus.

Erstmals zwei männliche Mitarbeiter

Erstmals hat das Frauenhaus Graz auch zwei männliche Mitarbeiter - das ist einzigartig in Österreich. Ziel ist es, den Opfern zu zeigen, dass im Zusammenleben zwischen Männern und Frauen Gewalt nicht normal ist, schilderte Michaela Gosch.

Gleichberechtigt auf allen Ebenen

„Wir wissen, Burschen brauchen männliche Rollenvorbilder, und auch die Mädchen profitieren sehr von den männlichen Mitarbeitern, ganz klar. Mir ist es wichtig, dass wir eine Umgebung bieten, wo Frauen, Mädchen und auch Burschen sehen können, dass Männer und Frauen gleichberechtigt auf allen Ebenen, ganz normal miteinander leben können“, so Gosch.

Koalabär „Sam“ sammelt Spenden

Ein besonderer Liebling der Kinder kommt in diesem Rahmen auch zu neuen Ehren: Der Koalabär „Sam“ hat speziell Kinder bisher auf der Website durch die Inhalte geführt und ist nun als Stofftier auch als Trostspender zum Anfassen präsent. Das Maskottchen soll in Zukunft auch käuflich erwerbbar sein. Ziel der Aktion ist es, das Thema „Gewalt in Familien“ ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.

Land bietet Übergangswohnungen

Sechs Monate können schutzsuchende Frauen bleiben; für ein Leben danach stellt das Land Steiermark Beratung und Hilfe bereit. „Es ist mit diesen sechs Monaten hier nicht getan“, so Kampus. „Wir bieten im Anschluss Übergangswohnungen an, wo man auch anonym sein kann und mit den Kindern leben kann. Diese sind über die ganze Steiermark verteilt.“ Auch wenn das Grazer Frauenhaus ständig ausgelastet ist: Frauen in akuten Notsituationen, würden immer einen Platz finden, hieß es.

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