Steirische „Tunnelohren“ für Südengland

Ein akustisches Überwachungssystem für Tunnel, entwickelt von der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research, findet jetzt auch weltweit Gehör: In Südengland startet ein Pilotversuch, weitere Länder haben Interesse.

Das akustische Tunnelüberwachungssystem „AKUT“ wurde von der Forschergruppe um Franz Graf am Joanneum Research gemeinsam mit der ASFINAG bis zur Serienreife entwickelt. Es kam erstmals im Jahr 2010 als Pilotprojekt auf der Brucker Schnellstraße (S35) im Kirchdorftunnel zum Einsatz, mittlerweile ist es in 17 österreichischen Tunnels in Betrieb.

Mikrofone und abnormale Geräusche

Das Prinzip des akustischen Monitorings ist simpel: Rund 50 Mikrofone im Abstand von etwa 125 Metern nehmen alle Geräusche auf und „hören“ also, was im Tunnel passiert.

Die steirische Software kann die herkömmlichen Verkehrs- von typischen Unfallgeräusche unterscheiden, denn der Aufprall eines Fahrzeugs gegen die Tunnelwand oder der Zusammenprall zweier Fahrzeuge, selbst ein Reifenplatzer sind praktisch immer von ganz charakteristischen Geräuschen begleitet. Werden diese erkannt, löst das System einen akustischen Alarm aus - so kann die damit verbundene Überwachungszentrale der ASFINAG sofort reagieren.

Deutlich schneller und auch bei Rauch wirksam

„Das Erkennen eines ungewöhnlichen Ereignisses dauert weniger als eine Sekunde“, betont Projektleiter Franz Graf - der Zeitvorsprung bei der Alarmierung liege damit bei durchschnittlich zwei bis zu viereinhalb Minuten.

Für Graf liegen die Vorteile des Systems auf der Hand: „Die Ampel am Portal kann bei einem ungewöhnlichen Ereignis viel schneller auf Rot geschalten werden - damit können keine weiteren Autos mehr in die Gefahrenzone einfahren, und in Folge müssen weniger Personen aus der Röhre gerettet werden“. Vorteilhaft sei zusätzlich, dass das akustische Monitoring auch bei Sichtbehinderung wie beispielsweise starkem Rauch wirksam sei.

56 „Tunnelohren“ bis 2029

Die Idee des akustischen Monitoring wurde mittlerweile ein fester Bestandteil in 17 österreichischen Tunnels. „Um Minuten schneller reagieren - das kann, wenn es um Leben und Tod geht, entscheidend sein“, betont ASFINAG-Vorstandsdirektorin Karin Zipperer. Die ASFINAG habe die „Tunnelohren“ daher in den vergangenen sieben Jahren bereits in 17 Röhren eingebaut. „Acht weitere sollen bis 2019 folgen, bis 2029 werden es in Summe 56 sein“, sagt Zipper. Insgesamt wird die ASFINAG dann 25 Millionen Euro investiert haben.

Internationales Interesse

Mittlerweile gibt es auch internationales Interesse an AKUT: In Südengland wird damit im Jänner kommenden Jahres ein Pilot-Tunnel in Southwick in Betrieb gehen. Nach einer sechsmonatigen Evaluierung wollen die „Highways England“ dann entscheiden, ob und welche weiteren Tunnels mit dem System ausgestattet werden, führte Joanneum-Research-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl aus.

Parallel zu diesem Projekt würden bereits Gespräche mit Autobahnbetreibern und Vertriebspartnern in Norwegen, Schweden, Dänemark und China laufen.

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