„Störungszonen“: Brus in Berlin

Einst wegen seiner provokanten Aktionskunst verkannt, ist Günter Brus heute nicht nur ein Museum in der steirischen Heimat gewidmet - auch im ehemaligen Exil Berlin ehrt ihn eine große Ausstellung der deutschen Nationalgalerie.

Mit seiner Aktionskunst hat Günter Brus viele Grenzen überschritten: Von Selbstbemalung bis zum Arbeiten mit allen Körpersäften und Exkrementen und sogar dem eigenen Blut reichten seine über 40 Aktionen, die - vielleicht auch etwas unverhofft - Kunstgeschichte schrieben.

Günter Brus in Berlin

ORF.at

„Das war bewusst eine Aktion, die mit Kunst nichts mehr zu tun haben wollte. Ich wollte provozieren - bis aufs Äußerste“, erklärt der Aktionskünstler, Maler und Schriftsteller, dem mit Bruseum im Universalmuseum Joanneum schon zu Lebzeiten ein eigenens Museum gewidmet ist. Nun ehrt den Ardninger auch in Deutschland eine große Ausstellung: Bis 6. Juni ist sein Werk unter dem Titel „Störungszonen“ im Martin Gropius-Bau der deutschen Nationalgalerie der staatlichen Museen Berlins zu sehen.

Verkannt und vergöttert

Eine große Auszeichnung für den wegen seines provokanten Werks zum „perversen Staatsfeind“ Österreichs erklärten Steirer, der Ende der 60er-Jahre nach Berlin „geflohen“ war. Der Standortwechsel hatte auch Folgen für Brus’ Schaffen: In Deutschland entstanden Bilddichtungen voll Posie und zeichnerischer Kraft.

Günter Brus in Berlin

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So erläutert Kuratorin Britta Schmitz etwa: „Er ist ja wirklich eine Figur der Kunstgeschichte: Es gibt keine Publikation, in der er nicht abgebildet ist, in der er nicht erwähnt wird, und ich glaube, dass man den Künstler und den Menschen Brus nicht auf sechs Jahre Aktionismus reduzieren kann - man muss das ganze Werk sehen.“

Sendungshinweis:

"Der Tag in der Steiermark, 15.3.2016

Auch der steirische Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) freut sich über Brus’ Erfolg: „Sein Werk spricht für sich, und ich glaube, die Ausstellung ist eine große Anerkennung und Wertschätzung für Gunter Brus.“

Günter Brus in Berlin

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„Zeit ist gekommen“

Das mediale Interesse an Günter Brus ist groß, die große Präsentation seines Gesamtwerkes durch Nationalgalerie und Berliner Festspiele im Gropius Bau eine lang erhoffte Anerkennung: „Im Unterbewusstsein habe ich - wie jeder Künstler, der etwas auf sich hält - das Gefühl gehabt: Kommt Zeit, kommt Tat - und nun ist die Zeit gekommen, wenn auch erst kurz vor dem 80. Lebensjahr.“

Der Maler, Aktionist und Bild-Dichter ist ein Alles-Ergründer, der seinem Wesen folgt - auch wenn sich die äußeren Dinge und Ausdrucksweisen ändern - ein Stück Kunstgeschichte eben.

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