Wenn Unzusammenhängendes zusammenfindet

Der deutsche Journalist und Autor Tibor Rode schafft es, scheinbar unzusammenhängende Themen im spannenden Buch „Das Mona Lisa Virus“ zu verweben. Die Handlungsstränge führen durch verschiedene Länder und Zeiten.

„Die Schönheit ist die größte menschliche Macht“ schrieb der französische Schriftsteller Honoré de Balzac einmal, und dieses Eingangszitat zieht sich durch das ganze Buch - in unterschiedlichsten Facetten.

Rode Buchcover

Lübbe

Buchtipp:

„Das Mona Lisa Virus“ von Tibor Rode (ISBN: 978-3-7857-2567-2) ist im Verlag Bastei Lübbe erschienen und kostet als Taschenbuch 15,50 Euro.

Operationen mit Sex bezahlt

„Dr. Rahmani checkte die Facebook-Seite der Klinik, auf der eine Patientin sich vor einer Stunde mit einem schön anzusehenden Foto für die Operation bedankte. Dann landete er auf einem Dating-Portal, auf dem er sich vor einigen Wochen angemeldet hatte. Es fehlte ihm als erfolgreichen plastischen Chirurgen nicht an Angeboten junger Frauen, die sich nichts sehnlicher wünschten, als dass er Hand an ihre Oberweite legte. Dabei ging es ihnen jedoch weniger um seinen leidlich trainierten Körper, als vielmehr darum, durch ein paar Nächte mit ihm die immer noch beachtlichen Kosten einer Brustvergrößerung zu sparen. Lange hatte ihm das nichts ausgemacht, hatte er für Sex operiert. Eine besondere Art von Vorher-Nachher-Test.“

Ein weiterer Handlungsstrang führt den Leser ins Florenz des Jahres 1500: „Seit drei Wochen ist der Fremde nun schon bei uns. Er hat einen komplizierten fremdländischen Namen. Ich nenne ihn lo straniero, der Fremde. Auch Leonardo hat ihn vom ersten Moment an in sein Herz geschlossen, was Leonardos Muse Salai natürlich nicht gefällt. ‚Er hat eine schwarze Seele‘, hat Salai gestern zu mir gesagt und dabei so eifersüchtig dreingeschaut, dass man ein Gemälde davon anfertigen hätte können.“

Spuren in verschiedenen Bereichen

Von zentraler Bedeutung sind die entführten amerikanischen Schönheitsköniginnen, mit denen ein grausamer Verbrecher Furchtbares vorhat: „‘Ab sofort wird zweimal am Tag operiert. Wir müssen schauen, dass wir dabei ein wenig Kreativität in die Schöpfungen bekommen. Ich habe für jedes Mädchen eigene Ideen entwickelt und dabei versucht, ihre besondere Physiognomie zu berücksichtigen. Lassen Sie uns darauf achten, dass wir das, was an ihnen als besonders schön galt, betonen. Wir müssen es… wie soll ich sagen? Karikieren. Verstehen Sie? Das ist wirklich sehr wichtig, damit es gelingt!‘“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 22.5.2016

Weitere Spuren legt Tibor Rode bei einer geheimnisvollen Krankheit, die Bienenvölker auf der ganzen Welt dahinrafft und bei einem sich rasend schnell ausbreitenden elektronischen Schadprogramm, das Bilddateien in Hässliche, Groteske verändert: „Patryk Weisz schob den Bürostuhl, auf dem Helen immer noch saß, sanft zur Seite und beugte sich über die Tastatur des Computers vor ihnen auf dem Schreibtisch. Auf Tastendruck schaltete der Monitor sich ein. Geschickt flogen Weisz‘ Hände über die Tasten, dann liefen über den Bildschirm Reihen grüner Ziffern und Buchstaben. ‚Was ist das?‘ – ‚Das ist ein Computervirus‘“.

Ideale Gute-Nacht-Lektüre

Der rote Faden durch das Buch sind eine Neurowissenschaftlerin und ein FBI-Agent, die über 450 Seiten versuchen, die einzelnen Handlungsstränge zu verbinden und so den Fall oder auch die Fälle zu lösen - quasi nebenbei wird noch der Stadtturm von Leipzig gesprengt und die Mona Lisa aus dem Louvre gestohlen.

„Das Mona Lisa Virus“ ist ein bisschen konfus aufgebaut, und gerade das scheint das Gelungene zu sein, denn von Kapitel zu Kapitel wird man neugieriger, was denn nun dieser Aspekt wieder mit dem Gesamten zu tun hat und wann sich die Sache endlich aufklärt. Das Buch ist eine ideale Gute-Nacht-Lektüre, wobei schon die Gefahr besteht, dass man aufs Schlafen vergisst.

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