Dichter und Denker auf der Flucht

Über den Weg ins Exil schreibt Herbert Lackner in seinem Buch „Die Flucht der Dichter und Denker“. Es geht um die Flucht vor den Nazis - etwa von Sigmund Freud oder Karl Farkas -, und auch ein unbekannter Amerikaner spielt eine Rolle.

Buchcover

ueberreuter

Buchtipp:

„Die Flucht der Dichter und Denker. Wie Europas Künstler und Wissenschaftler den Nazis entkamen“ von Herbert Lackner ist im Ueberreuter-Verlag erschienen und kostet rund 23 Euro

Es waren Schriftsteller, Universitätsprofessoren, Journalisten und Künstler, die sich ab 1933 vor den Nazis auf die Flucht begaben und in den darauffolgenden Jahren quer durch Europa gejagt wurden - bis an das westliche Ende von Portugal, von wo aus es vielen, aber längst nicht allen gelang, nach Amerika zu entkommen.

Rettungsaktion für Verfolgte

Eine wesentliche Rolle dabei spielten Thomas Mann und ein unbekannter junger Amerikaner. Der Literaturnobelpreisträger lebte bereits seit 1938 in den USA und startete 1940 von New York aus gemeinsam mit Eleanor Roosevelt, der Frau des damaligen amerikanischen Präsidenten, eine beispiellose Rettungsaktion: Der junge Journalist Varian Fry wird mit einer Liste von 200 Namen nach Marseille geschickt - er soll diese Menschen auf Schiffe und damit in die USA bringen.

Es werden schließlich 2.200 Menschen, die er und seine Helfer vor dem Zugriff von Gestapo und SS und damit vor dem Tod retten. Heute würde man Varian Fry als Schlepper bezeichnen: Er besorgte den Flüchtenden Papiere, führte sie auf abenteuerlichen und gefährlichen Wegen über Bergpässe von Frankreich nach Spanien und weiter nach Portugal.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 5.11.2017

Idee zum Buch kam in der Steiermark

Die Idee zu dem Buch entstand in der Steiermark, schreibt Herbert Lackner im Vorwort. Er war zu Gast in Mürzsteg beim ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer und dessen Frau Margit, ein weiterer Gast war der bekannte Wiener Galerist John Sailer. Der Jugendfreund Heinz Fischers erzählte von der Flucht seiner Familie durch Frankreich und Spanien nach Portugal. In Lissabon gelang es mit viel Glück, auf eines der letzten Schiffe nach New York zu kommen.

John Sailers Vater war Redakteur der Wiener Arbeiter Zeitung und lebte nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Untergrund. Unter dem Eindruck der Flüchtlingswelle 2015 hat Lackner dann begonnen, diese Geschichte der Flucht zu schreiben.

Von Erinnerungen und Gemeinsamkeiten

Lackner findet auch Gemeinsamkeiten: So waren auch die prominenten Neuankömmlinge in den USA nicht uneingeschränkt willkommen. Thomas Mann und Eleanor Roosevelt gelang es, für einige der Schriftsteller Arbeitsplätze in Hollywood zu finden. Bei Warner Brothers wird Friedrich Torberg zum Beispiel ein Büro zugeteilt, er bekommt für ein Jahr ein Gehalt, aber keine Aufgaben. Andere, wie Lion Feuchtwanger oder Franz Werfel, sind aber durchaus erfolgreich. Am Ende des Buches erzählen noch John Sailer und Thomas Lachs, die beide die Flucht als Kinder erlebt haben und nach 1945 wieder nach Wien zurückgekehrt sind, von ihren Erinnerungen.

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