Zauberberg als Gesellschafts-Psychogramm
Was für den jungen Hans Castorp als Kurzbesuch geplant war, wird ein siebenjähriger Aufenthalt im hochalpinen Sanatorium Berghof: ein abgeschiedenes Tollhaus, in dem Zeit und Realität außer Kraft gesetzt sind. Eine entrückte Elite pflegt hier rauchend und hustend ihre eitle Innenschau, will die Zeichen des drohenden Ersten Weltkriegs nicht erkennen.
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Parallelen zur heutigen Zeit
Thomas Manns 1924 nach elf Jahren Schreibarbeit veröffentlichter „Zauberberg“ beschreibe aktueller denn je ein Sanatorium Europa, sagt der deutsche Regisseur Alexander Eisenach: „Die Menschen leben eigentlich sehr gut. Sie haben viel zu essen, sie haben viel Freizeit, und sie sind von der Außenwelt abgekapselt - und das ist ein Zustand, der mich an heute erinnert, wo man das Gefühl hat, man igelt sich ein und kümmert sich um sich selbst.“
Sendungshinweis
„Der Tag in der Steiermark“, 11.1.2018
So stolpert der 24-Jährige auf alles neugierige Castorp zunächst noch unbeholfen durch die von Daniel Wollenzin effektvoll gestaltete Szenerie - das saturierte Sanatoriums-Klientel vom Literaten Settembrini bis zur Russin Chauchat dreht sich auf der Drehbühne im Kreis um das eigene Ich. Doch als auch bei ihm ein feuchter Schatten diagnostiziert wird, fügt er sich ins Rädchen.
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Humor kommt nicht zu kurz
„Es ist wie ein Anti-Bildungsroman. Er fängt an, selber Theorien zu entwickeln, warum Zeit gar nicht existiert. Es gibt auch nur diesen einen Moment, in dem er die Liebe erkennt als rettendes Element für die Welt. Und das aber sofort wieder vergisst.“
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Manns Humor kommt aber nicht zu kurz: soll doch der dreistündige Theaterabend dazu führen „dass man in den Zustand der Nachdenklichkeit, bei gleichzeitiger Heiterkeit kommt“, wie Eisenach sagt. Gelte es doch, das Misstrauen gegenüber einfachen Antworten wach zu halten.