GrazMuseum: Jüdische Musik von Cohen bis Stolz

Ein jüdischer Emigrant verändert im Jahr 1887 die Populärkultur: Mit der Erfindung der Schallplatte wird auch die Musikgeschichte neu erzählt. Das GrazMuseum erinnert an jüdische Musikschaffende im 20. Jahrhundert.

Der Ausgangspunkt für die Ausstellung „Jukebox. Jewkbox!“ ist das Jahr 1877: Thomas Alva Edison erfindet das Diktiergerät zur Tonaufnahme; zehn Jahre später erfindet Emil Berliner die Schallplatte und das Grammophon.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 6.2.2018

„Die Schallplatten kann man auch tausendfach reproduzieren - das verändert natürlich auch die Musik selbst, denn jetzt weiß man auch, wenn man singt, singt man potentiell für jeden Menschen auf diesem Erdball“, erklärt Ausstellungskurator Hanno Loewy.

Suche nach der neuen Identität

Ein Erdball, der ständig rotiert: An den Rand der europäischen Gesellschaft gedrängt, machen sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Millionen von jüdischen Menschen auf in den Westen.

Shalom, The Barry Sisters

Jüdisches Museum Hohenems

„Auf diesem Weg verlieren sie ihre traditionelle Lebenswelt. Sie müssen sich neu erfinden, und daraus entsteht so etwas wie eine völlig neue, aber zugleich von jüdischer Erfahrung inspirierte universalistische Weltkultur. Die Musik ist das Feld, in dem diese universelle Kultur am universellsten ist. Dort kommen Menschen hin, um ihr Glück zu suchen, und sie suchen ihr Glück, indem sie versuchen, andere Menschen glücklich zu machen“, so Loewy.

Eigenes Genre „Popularmusik“

Die Schau „Jukebox. Jewkbox!“ wurde bereits im Jahr 2014 im jüdischen Museum in Hohenems erstmals gezeigt und war bisher in London, Warschau oder Amsterdam zu sehen. Das Wort „Jewkbox“ leitet sich vom englischen Wort „jew“ für Jude ab.

Leonard Cohen 1976

APA/dpa/Istvan Bajzat

Einer der jüdischen Musiker war Leonard Cohen: Als Cohen im Jahr 2016 starb, blickte die Musikwelt auf ein 50-jähriges Schaffen zurück, das die Popularmusik wohl tief geprägt hatte. Viele jüdische Künstler, Musiker, Verleger, Geschäftsleute und Marketingexperten gründeten gemeinsam eine ganze Branche, die ihren Namen vom lateinischen Begriff „populus“ für „das Volk“ hat - die Popularmusik.

Ausstellungstipp:

Die Ausstellung „Jukebox. Jewkbox! - Ein jüdisches Jahrhundert auf Schellack und Vinyl“ im GrazMuseum läuft bis 23. April 2018

Identität zum Anhören

Das Herzstück der Ausstellung ist ein gigantisches Plattenarchiv. Eine Reise von den Anfängen auf Schellack, von traditionell jüdischen Kantoren über die Töchter- und Söhnegeneration Anfang des 20. Jahrhunderts - beispielsweise Richard und Sophie Tucker -, von Folkmusik über Al Jalson, Mel Brooks und den jungen Andre Heller, hin zu Barbra Streisand oder Amy Winehouse.

Jukebox. Jewkbox!, Ausstellung GrazMuseum

Lena Prehal

Umrahmt von einem bunten Wandteppich aus Plattencovern liefert eine Audiostation eine andere Perspektive: „Schallplattensammlungen waren früher ein Medium, mit dem junge Menschen ihre Identität kreiert haben. Wir haben über 40 jüdische Menschen aus der ganzen Welt und aus allen Generationen gefragt, welche Schallplatte ihr Leben verändert hat, welche Schallplatte für ihre jüdische Identität oder auch ihre Rebellion dagegen eine Rolle gespielt hat“, sagt Kurator Hanno Loewy.

Grazer Schwerpunkt mit Robert Stolz

Für den Grazer Standort hat Kuratorin Anette Rainer die Schau um einen Graz-Raum erweitert: Opern- und Operettenstars aus der Zeit um 1900 sind dort vertreten. „Wir haben auch nicht gewusst, wie viele große Stars an der Grazer Oper debütiert oder gastiert haben und ihre Karriere hier begonnen haben“, so Rainer.

Robert Stolz in Hollywood 1941

GrazMuseum

Robert Stolz im Jahr 1941 in Hollywood

Ein Fokus liegt dabei auf dem 1880 in Graz geborenen Komponisten Robert Stolz: Er selbst hatte zwar keine jüdischen Wurzeln, doch arbeitete er Zeit seines Lebens mit jüdischen Librettisten zusammen.

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