Zwischen Liebe und Hass im Theater im Kürbis

Euripides Fassung der Medea-Sage, die vor mehr als 2.400 Jahren geschrieben wurde, gilt noch heute als einer der wichtigsten Stoffe der Weltliteratur. Im Juni ist die griechische Tragödie im Theater im Kürbis in Wies zu sehen.

„Hoffnungloses Geschick hat mein Leben zerstört, ich wünsche mir nur noch den Tod. Er, der mir alles war, Jason, mein Gemahl, hat sich mir als übelster und elendster Mensch gezeigt“, spricht Andrea Jöbstl-Prattes in der Rolle der Medea.

Von der Liebenden zur Kindsmörderin

Für Jason hat Medea einst ihre Familie bestohlen und ist mit ihm geflohen. In Korinth finden Jason, Medea und ihre Kinder Asyl - doch kaum angekommen, verlässt Jason Medea für eine Jüngere. Medea wird zum Flüchtling - verraten und verstoßen tötet sie aus Rache an Jason die gemeinsamen Kinder.

„Wenn man alles aufgibt und sich einem anderen Menschen total zuwendet und dann aber enttäuscht wird und eigentlich alles verliert und nichts mehr da ist, dann entstehen solche Situationen, und diese Situationen passieren ja heute auch noch tagtäglich auf der ganzen Welt“, so Regisseur Karl Posch über die Rolle der Medea.

Andrea Jöbstl-Prattes in der Rolle der Medea im Theater im Kürbis Wies

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„Medea“ gibt es noch bis zum 16. Juni im Theater Kürbis in Wies zu sehen

Jöbstl-Prattes kann die Verzweiflung der Medea teilweise nachvollziehen, „aber den Akt, den sie dann tatsächlich vollzogen hat, dass sie ihre Kinder umbringt, in das kann man sich natürlich nicht hineindenken“, betont die Hauptdarstellerin. „Wenn man aber zurückdenkt in diese Zeit, dann wäre es natürlich die Frage gewesen, was mit ihren Kindern gewesen wäre, wenn sie diese nicht umgebracht hätte“, fügt Jöbstl-Prattes hinzu.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 5.6.2018

Die Gesellschaft in weißer Weste

„Stürmische Liebe und Wollust bringen einen Mensch aus dem Lot, verwirren ihn, berauben ihm der Sinne. Es ist wohl das größte Leid, die Heimat zu verlieren - wer seine Lieben verrät, der möge zugrunde gehen, den kann man nicht zum Freund haben“, sagt eine der drei schöne junge Frauen über Medea.

Drei schöne, weiß angezogene Damen, sitzen am Kaffeetisch und verkörpern den Chor der Korintherinnen im Stück "Medea" im Theater im Kürbis

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Der Chor der Korintherinnen verkörpert - als Gegensatz zur Rolle der Medea - die Gesellschaft in scheinbar weißer Weste, die sich gegen Medea formiert: „Und die Gesellschaft reagiert stammtischartig, dass sie zwar ihre Kommentare abgibt und sich unterhält, aber nicht in das ganze Geschehen eingreift“, erklärt Posch.

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