Alf Poier: „Schwachsinn“ im Grazer Literaturhaus

Nach einer längeren Schaffens- und Auftrittspause hat sich der schräge und nicht unumstrittene Kabarettist und Sänger Alf Poier zurückgemeldet - mit einer gewohnt etwas anderen Werkschau im Grazer Literaturhaus.

Eine handelsübliche Dauerwurst, in der ein Malerpinsel steckt, ist die Streichwurst, ein aus Acryl sehr echt gefertigtes Stück Kot mit Drähten und Batterien gibt den elektrischen Stuhl, eine an Kinderzeichnungen erinnernde Katze mit dem Logo einer großen Handelskette auf dem Bauch heißt Kater-Billa - und wie sich Alf Poier den Beginn von Barbies Karriere vorstellt, sei hier besser nicht zu detailliert beschrieben, um nicht mit dem Jugendschutz oder den guten Sitten in Konflikt zu kommen.

Alf Poier - Werkauswahl

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Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 17.3.2016

Kurzum: Auch nach einer längeren - krankheitsbedingten - Pause bleibt Alf Poier sich bei seiner neuen Werkschau im Grazer Literaturhaus treu: „Also, wenn es in Österreich in den letzten 100 Jahren wirklich einen Dadaisten gegeben hat, der das wirklich gelebt hat, dann war das wahrscheinlich ich.“ Und er ist es immer noch, denn es sind gerade diese Doppeldeutigkeiten, dieser Wortwitz, die den gebürtigen Steirer auszeichnen.

Hier wird Schwachsinn großgeschrieben

„Ich sage immer: Die Welt ist ein abegriffliches Konstruckt, das nur durch eine momentane, radikale, direkte Erfahrung wahrgenommen werden kann.“ Er habe sich mit der Philosophie Kants und Schopenhauers auseinandergesetzt und herausgefunden, dass in der Begrifflichkeit eigentlich nichts Endgültiges zu finden sei, deswegen habe er sich dem Absurden verschrieben: „Das Nichts und der absolute Schwachsinn sind zwei große Komponenten in meiner Kunst.“

Alf Poier - Werkauswahl

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Dreifacher Glücksgriff

Dem wäre fast nichts mehr hinzuzufügen - wenn es nicht eine derartige Win-Win-Win-Situatuion wäre: Der Künstler hat ganz offensichtlich Spaß, das Publikum beim Betrachten der Bilder ebenso - und jetzt entdecken auch die renommierten Galerien und Museen den Maler Alf Poier.

In den letzten Monaten war die Werkschau etwa im Wiener Bank Austria-Kunstforum zu sehen: „Mein Manager hat gesagt, er ruft dort mal an, und ich habe mir gedacht: Da haben Monet, Picassso, Klimt ausgestellt - die warten ja nicht auf den Poier! Und er hat angerufen, und zwei Wochen später waren Kuratoren und Doktoren da und haben das Werk begutachtet und für würdig befunden.“

„Villa wie Gurlitt“

Das „würdige Werk“, das sind Bilder und Objekte, die in den letzten 20 Jahren - auch im Kontext der Kabarettprogramme - entstanden - und es sind viele Bilder: „Es gibt hunderte in meinem Haus. Bei mir daheim in meiner Villa schaut es ja aus wie beim Gurlitt, und jetzt habe ich mir gesagt, ich muss endlich was draus machen.“

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Und sei es nur Geld, um das Essen, den Strom und die Sozialversicherung zahlen zu können - aber das fällt Alf Poier schwer, und so bleiben die Bilder, die im Literaturhaus zu sehen sind, im Besitz des Künstlers. „Viele Leute, die meine Bilder anschauen, lachen einfach aus sich heraus, und das Lachen ist ja etwas Befreiendes - gerade in einer Zeit wie heute, wo man alles unter vorgehaltener Hand redet.“

Inspiriert von Spiegeleiern und Philosophie

Was den Künstler derzeit inspiriert? „Schnittlauch, der vom Himmel runterkommt, Wurstblattln, Senf und Essiggurkerl - solche Sachen; Spiegeleier inspirieren mich auch sehr. Und natürlich die geistige Verzweiflung, diese Welt nicht in Worte fassen zu können und deshalb irgendwie eine andere Ebene zu suchen, wo man sich dann quasi irgendwie ausdrücken kann.“

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Was für Alf Poier unter Garantie nicht mehr beim Song Contest passieren wird, denn „mir ist wichtiger, mein Gesamtwerk zu etablieren und nachhaltiger zu machen. Damit auch die Nachwelt den Alf Poier viele viele hundert Jahre noch genießen und anschauen kann.“

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