In Aussee regieren Trommelweiber und Flinserl

Ausnahmezustand im Ausseerland: Zu Fasching regieren drei Tage lang Flinserl, Pless und Trommelweiber. Der Ausseer Fasching feiert heuer 250-jähriges Jubiläum - und wird zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Ausseer Fasching

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Flinserl, Pless und Trommelweiber - seit 250 Jahren in Aussee

Wenn in Bad Aussee die fünfte Jahreszeit eingeleitet wird, wünscht man sich am letzten Faschingswochenende „Schöne Feiertage“: Von Sonntag bis einschließlich Faschingdienstag wird die Arbeit zur Seite gelegt, denn im Mittelpunkt stehen seit genau 250 Jahren Brauchtum und Tradition.

Stolzes Jubiläum

Anlässlich dieses stolzen Jubiläums der Markter Trommelweiber wird der Ausseer Fasching heuer am Rosenmontag feierlich zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt. Flinserl, Pless und Trommelweiber ziehen am Rosenmontag und am Faschingdienstag in Bad Aussee von Wirtshaus zu Wirtshaus, um mit Trommeln und Trompeten den Winter zu vertreiben.

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Trommel-„Weib“ mit Eid und Bier

Wer zur Truppe der Trommelweiber gehören will, der muss diesen Eid leisten: „Ich gelobe, an den heiligen drei Faschingstagen alle Kraft dafür einzusetzen, jedweden Arbeitseifer schon im Keime zu ersticken.“ Es ist Gesetz seit einem Vierteljahrtausend, und um zu den Trommelweibern zu gehören, muss man auch eine Aufnahmeprüfung bestehen.

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Rache an den Ehefrauen

Wobei der Name Trommelweib täuscht, denn dahinter verbergen sich gestandene Mannsbilder - auf diese Weise ärgern die Männer ihre Frauen, die, so erzählt man sich, früher ihre Männer im Nachthemd aus den Wirtshäusern zerrten, wenn sie nicht rechtzeitig heimkamen. „Daraufhin haben die Männer die Sache umgedreht, haben die Nachtgewänder ihrer Frauen angezogen und sind mit Musik durch den Ort gezogen. So haben sie praktisch ihre Frauen aufs Korn genommen“, erklärt Obertrommelweib Andreas Winkler.

Flinserln läuten den Frühling ein

Ist der große Tag der Trommelweiber der Rosenmontag, so haben die berühmten Flinserln am Faschingdienstag ihren großen Auftritt: Es sind prachtvoll gekleidete Gestalten, die den Frühling einläuten und deren Gewänder über Generationen weitergegeben werden.

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Prachtvoller Auftritt

Mit ihren prachtvollen Faschingstrachten sorgten die Ausseer Flinserln auch im Ausland - etwa in Venedig - für Aufsehen. „Es gibt Gewänder, die um die 150 Jahre alt und älter sind. Durchs Sitzen geht im Laufe der Zeit der Faden auf, Flitter geht runter - so muss man nachnähen und ist eigentlich immer damit beschäftigt“, so Ulrike Urban, das Oberflinserl.

Getrude Muhr

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Rekord-Oberflinserl

Stets mit dabei ist auch Gertrude Muhr - bis zum vergangenen Fasching war die heute 90-jährige Dame das Oberflinserl. „Mit 18 Jahren darf man gehen - und jetzt bin ich 90. Also ist das eine lange Zeit, in der ich gegangen bin. Mein Kostüm hat mir immer gepasst - es ist immer zugegangen“, so Muhr.

Sendungshinweis

„Steiermark heute“, 18.2.2017

Dankbar über Auszeichnung

Am Rosenmontag gibt es einen großen Festakt, wenn der Ausseer Fasching in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wird. „Für uns ist das alles sehr selbstverständlich, aber es ist wichtig, dass wir diese Brauchtum so erhalten, wie es ist“, sagt Ulrike Urban dazu - und Gertrude Muhr ergänzt: „Stolz soll man gar nicht sagen, dankbar ist vielleicht der beste Ausdruck dafür.“

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