Grazer „Shared Space“: ÖAMTC skeptisch

Der ÖAMTC zeigt sich gegenüber dem neuen „Shared Space“-Bereich auf dem Grazer Sonnenfelsplatz skeptisch. Man befürchtet, dass das Projekt in einem Ballungsraum wie Graz nicht funktionieren könnte. Grünes Licht kommt hingegen vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV).

Seit einigen Wochen ist der Sonnenfelsplatz ein „Shared Space“. Das heißt, es gibt keine Verkehrszeichen und keine Bodenmarkierungen. Alle Verkehrsteilnehmer – egal ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger – teilen sich eine Verkehrsfläche und müssen aufeinander Rücksicht nehmen - mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Shared Space in Gleinstätten

APA/Elmar Gubisch

Der „Shared Space“ in Gleinstätten wurde auf einer Länge von 395 Metern gebaut

Herausforderung für Graz

Mit 15.000 Fahrzeugen an Spitzentagen und dazu noch Tausenden Fußgängern und Radfahrern ist das Grazer „Shared Space“-Projekt das bei weitem größte in Österreich, auch deutlich größer als der zweite steirische „Shared Space“ in Gleinstätten, den es seit einem Jahr gibt und der gut funktioniert - mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Das Projekt in Graz sei hingegen um drei Nummern zu groß, meint Hans-Peter Auer vom ÖAMTC Steiermark: „Für den innerstädtischen Raum mit einem Verkehrsaufkommen, das deutlich höher ist, mit einer Frequenz, die deutlich höher ist, mit einer Vielzahl an Zufahrtswegen und Abfahrtswegen und der Nichteinbindung der Bevölkerung vor Ort, dem ständigen Wechsel verschiedener Studierender, die den Weg nur für das rasche Vorankommen benötigen, und auch dem öffentlichen Verkehr, der sehr stark den Platz frequentiert, stellt das eine ganz neue Herausforderung dar.“

Shared Space am Grazer Sonnenfelsplatz

APA/ Foto Fischer

Der Grazer Sonnenfelsplatz im Univiertel wurde zu einem „Shared Space“

ÖAMTC für Shared Space in kleineren Gemeinden

Prinzipiell befürworte er die Idee eines „Shared Space“, so Auer, allerdings nur in kleineren Gemeinden und nicht in einem hektischen Ballungsraum wie Graz. Die „Shared Space“-Fläche ist jedenfalls kein rechtsfreier Raum - es gelten die Regeln der Straßenverkehrsordnung wie das Fahren auf Sicht, die angepasste Fahrgeschwindigkeit und die Rechtsregel. „Ich kann aber ein Gefühl, dieses Gefühl des Miteinander und des gegenseitigen Wahrnehmens, in kein Gesetz schreiben“, sagt Auer.

Woher kommt „Shared Space“?

Das Konzept „Shared Space“ – gemeinsam genützter Raum – stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Der Gründervater heißt Hans Mondermann.

Unterschiedliches Mobilitätsverhalten

Aus der Sicht Auers könne der Grazer Projekt nicht mit den 107 „Shared Space“-Flächen in Holland, dem Mutterland des Konzepts, verglichen werden. Diese würden zwar sehr gut funktionieren, aber das Mobilitätsverhalten sei dort ein ganz anderes als bei uns. „Die Gewichtung Autoverkehr - Radverkehr - öffentlicher Verkehr sieht ganz anders aus. Der Umgang untereinander, das mag kulturell bedingt sein, ist unterschiedlich, das ist nicht so wie in Österreich und in der Steiermark“, argumentiert der ÖAMTC-Experte.

Kuratorium sieht kein Problem

Grünes Licht für den „Shared Space“ in Graz kommt hingegen vom Kuratorium für Verkehrssicherheit, das an der Entwicklung beteiligt war. Das Projekt sei sehr genau geplant, internationale Erfahrungen seien eingeflossen, und der Platz sei gut ausgewählt worden. Das nächste „Shared Space“-Projekt entsteht derzeit in Feldkirchen bei Graz. 2,4 Millionen Euro werden investiert, Ende 2013 sollen alle drei Bauabschnitte fertiggestellt sein. In das Projekt auf dem Grazer Sonnenfelsplatz wurden übrigens 750.000 Euro investiert.

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