Bauernbund-Chef Grillitsch bestätigt Rückzug
„Nach über zehn Jahren in der Spitzenpolitik ist auch für mich die Zeit gekommen, in ein normales Leben zurückzukehren und mich neuen Aufgaben zu stellen“, erklärte Grillitsch Donnerstagvormittag in einer Aussendung. Der Beschluss sei über den Sommer gereift.
„Der richtige Zeitpunkt“
Beim Bundesbauernrat im Oktober habe er die programmatische Neuausrichtung des Bauernbundes erreicht: „Nachdem dieses Projekt nun abgeschlossen ist, erscheint mir jetzt als der richtige Zeitpunkt, mich aus der Spitzenpolitik zurück zu ziehen“, ließ Grillitsch wissen. Die Übergabe der Ämter werde zügig und geordnet in den nächsten Tagen erfolgen.
- Bauernbundpräsident Grillitsch tritt zurück (news.ORF.at; 10.11.2011)
Parteiinterner Druck
Grillitsch war zuletzt innerhalb der Partei ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, nachdem er Ende September den umstrittenen Migrationskritiker und Autor des Buches „Deutschland schafft sich ab“, Thilo Sarrazin, nach Graz eingeladen und damit auch der FPÖ eine Plattform geboten hatte. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war bei dem Vortrag im Auditorium gesessen - mehr dazu in steiermark.ORF.at. Zuletzt hatte Grillitsch parteiintern mit der Forderung irritiert, nicht integrierten Zuwanderern schrittweise Sozialleistungen zu streichen.
APA/ Markus Leodolter
Kritische Selbstreflexion
In seiner Aussendung äußerte sich Grillitsch nur indirekt zu den jüngsten von ihm ausgelösten Konflikten in der Partei. Der Rücktritt sei für ihn Anlass zu kritischer Selbstreflexion: „Gerade in den letzten Monaten ist mir bewusst geworden, dass es für mich immer schwieriger wurde, zum notwendigen Konsens und Ausgleich der unterschiedlichen Interessensgruppen sowohl innerhalb des Bauernbundes, wie auch im Gefüge der Partei beizutragen“, erklärte er.
Nachfolge soll am Freitag geklärt werden
Mit seinem Rücktritt geht für den 52-Jährigen eine zehnjährige Präsidentschaftsära im Bauernbund zu Ende. Über die Nachfolge an der Spitze des einflussreichen ÖVP-Bundes mit rund 300.000 Mitgliedern gab es vorerst keine Informationen. Grillitsch werde bei einem Präsidium am Freitag seinen Rücktritt offiziell erklären, hieß es nur, wo auch eine „geordnete Übergabe“ erfolgen soll. Das lässt darauf schließen, dass bereits in dieser Sitzung ein neuer Präsident gefunden werden soll. Der scheidende Bauernbundchef selbst will bis zu diesem Zeitpunkt keine öffentlichen Statements abgeben.
Als möglicher Nachfolger wird der einflussreiche Raiffeisen-Funktionär und Nationalratsabgeordnete Jakob Auer gehandelt. Er werde voraussichtlich die nächsten zwei Jahre als Interimslösung eingesetzt, dann könnte etwa der niederösterreichische Bauernbundchef Hermann Schultes übernehmen, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Reaktionen Bedauern und Häme
Die ÖVP-Spitzen in Bund und Land haben mit Bedauern auf den Abgang von Fritz Grillitsch als Bauernbundpräsident reagiert. Weniger freundlich fielen die Reaktionen der Opposition, aber auch des Koalitionspartners SPÖ aus - mehr dazu in steiermark.ORF.at
Steiler Aufstieg und schneller Abgang
Grillitsch setzt die Serie der spektakulären Abgänge in der ÖVP fort. Nach einem Parteiobmann und einem ÖAAB-Chef muss sich die Volkspartei im Jahr 2011 nun auch einen neuen Bauernbundobmann suchen. Der Rückzug des Steirers nach zehn Jahren an der Spitze des Bauerbunds kommt überraschend - das Portrait „Steiler Aufstieg und schneller Abgang“ auf steiermark.ORF.at.