Ärzte warnen vor Feinstaubfolgen

Lungenfachärzte warnen vor den gesundheitlichen Folgen des Feinstaubes, besonders Kinder seien gefährdet; Grund zur Panik gebe es aber nicht. Eine mögliche Freifahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln stößt unterdessen auf Ablehnung.

Grazer Uhrturm im Nebel

ORF

Graz zählt zu den Feinstaub-Hochburgen Österreichs

Bis zu 90 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft wurden im November in Graz-Ost gemessen, das ist fast doppelt so viel wie der erlaubte Grenzwert. Bis zu 83 Mikrogramm waren es in Leibnitz, das mit 65 Tagen über dem erlaubten Grenzwert auch österreichischer Rekordhalter ist. Umweltexperte Stefan Schleicher von der Uni Graz fordert Verbotszonen für den Individualverkehr in Ballungszentren und die Veröffentlichung von Feinstaubsündern - mehr dazu in Feinstaubsünder anprangern?

Erhöhte Sterblichkeitsrate bei dauerhafter Belastung

Eine solche Feinstaubbelastung ist gesundheitsgefährdend, warnen Experten. Horst Olschewski, Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH Graz, sagt, dass sich die Sterblichkeitsrate erhöht, wenn man lebenslang einer erhöhten Belastung ausgesetzt ist - dazu gebe es Studien.

Die Partikel gelangen nicht nur in die Lunge, sondern auch ins Blut, und ein Teil bleibt dort, so Olschewski: „Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzinsuffizienz, das sind die Killer im Zusammenhang mit dem Feinstaub.“

Kinder zählen zur Risikogruppe

Auf der Grazer Kinderklinik heißt es, Kinder seien vom Feinstaub besonders betroffen. „Kinder gehören zu den Risikogruppen, weil sie sich mehr im Freien aufhalten und sich mehr im Freien bewegen, weil sich die Lungenfunktion noch entwickelt“, so der Leiter der Kinderlungenabteilung, Ernst Eber.

600 Mikrogramm in Raucher-Räumen

Trotz erhöhter Feinstaubbelastung müsse man die Kirche aber im Dorf lassen, sagt Lungenfacharzt Olschewski - die Feinstaubbelastung in geschlossenen Räumen sei weit höher, besonders wenn geraucht wird: „Wir sprechen von Feinstaubkonzentrationen draußen von 70 bis 80 Mikrogramm. Wenn jemand in einem Raum raucht, haben wir schon mal 600 Mikrogramm pro Kubikmeter, und wenn jemand im Nebenraum raucht 200 Mikrogramm. Es macht also sehr viel Sinn zu lüften, auch wenn draußen Feinstaub ist.“

Bis zu 16.000 Mikrogramm würden in Diskotheken gemessen, sagt Olschewski. Normaler Sport und Spaziergänge seien also auch bei erhöhten Feinstaubwerten kein Problem.

Öffi-Freifahrt: Politik wenig begeistert

Eine Möglichkeit, das Problem in den Griff zu bekommen, wäre, den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiver zu machen, in dem man die Ticketpreise reduziert oder gleich eine Freifahrt anbietet.

Allerdings: Laut Verkehrsverbund-Vorstand Alfred Hensle würde ein Freifahrt-Werktag allein in Graz zwischen 50.000 und 60.000 Euro kosten, und auf diesen Kosten wollen weder Verbund noch die Holding Graz sitzen bleiben.

Was eine Finanzierung von Seiten der öffentlichen Hand angeht, herrscht aber wenig Begeisterung: Im Büro von Verkehrslandesrat Gerhard Kurzmann (FPÖ) hält man von einer solchen Akutmaßnahme wenig, und auch die Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) zeigt sich ablehnend: Eine solche Aktion würde nicht angenommen, das habe sich leider bei den Gratis-Tickets an den Adventsamstagen gezeigt. Rücker plädiert stattdessen für tageweise Fahrverbote.

Autofahrerklubs gegen Fahrverbote

Dagegen wiederum wehren sich die Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ: Nicht die Autofahrer, sondern das Heizen sei Hauptverursacher des Feinstaubs; Fahrverbote oder auch strengere Tempolimits erachten die Autofahrerklubs daher als falsches Signal.

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