Menschenrechtstag: Alltagsrassismus steigt

Am internationalen Menschenrechtstag sollen die Rechte aller Menschen ohne Unterschiede hochgehalten und gefeiert werden. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt aber, dass der Alltagsrassismus zunimmt, insbesondere in der Steiermark.

Anlässlich des Menschenrechtstages am Samstag kann man Bilanz ziehen - über Gutes wie die Vergabe des Menschenrechtspreises der Stadt Graz - mehr dazu in Grazer Menschenrechtspreis für Rupp & Kelbitsch -, aber auch über Schlechtes wie Verstöße gegen die Menschenrechte, die leider oftmals zum Alltag gehören.

Kinder mit unterschiedlicher Hautfarbe

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Der Verein „Helping Hands“ hilft bei Diskriminierungen aller Art

Rassismus steigt in Ballungszentren

Allein heuer wurden in der Steiermark 420 Fälle von Rassismus gezählt, wie Daniela Grabovac, Obfrau des Vereins „Helping Hands“ für integrative und antirassistische Projekte in Graz weiß. Insbesondere im Ballungszentrum Graz steige der Alltagsrassismus, so die Obfrau.

Beschimpfungen aber auch Übergriffe

„Das heißt Beschimpfungen, Beleidigungen, auch körperliche Übergriffe im öffentlichen Raum, auf der Straße, in der Straßenbahn. Besonders betroffen sind Menschen mit dunkler Hautfarbe, da hat es eine Steigerung von fünf Prozent gegeben“, schildert Grabovac - und das, obwohl die Stadt seit zehn Jahren den Titel „Stadt der Menschenrechte“ trägt, sagt Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP).

Nagl: „Jeder für sich muss nachdenken“

„Eine Gemeinschaft besteht nun einmal aus lauter einzelnen Personen, und jeder für sich muss darüber nachdenken, mit wie viel Respekt, mit wie viel Achtung er durch’s Leben geht, und wenn wir das alle wieder tun, dann braucht es auch keine Aufrufe von Politik, von NGOs, und das wäre der Idealzustand. Ob wir den jemals auf diesem Erdball erreichen, weiß ich auch nicht, aber liefern zumindest Beiträge, damit es besser wird“, so Nagl.

Zielscheibe sind Menschen mit dunkler Hautfarbe

Früher waren eher muslimische Frauen mit Kopftuch von rassistischen Äußerungen und zum Teil Tätlichkeiten betroffen, nun sind Menschen mit dunkler Hautfarbe, insbesondere Afrikaner, Ziel rassistischer und diskriminierender Attacken.

Parken für Menschenrechte

Die Stadt Graz unterstützt den Tag mit der Aktion „Parken für Menschenrechte“: 15.000 Euro, die über die Parkgebühren eingenommen wurden, kommen heuer direkt dem Verein „Helping Hands“ zu Gute.

Ängste durch Finanzkrise

Einen möglichen Grund dafür sieht Grabovac in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise: „Unsere Einschätzung ist, dass die Finanzkrise sehr nachwirkt und dass sozusagen Personen eher gefrustet sind, eher Existenzängste haben, und das sind eher Minderheiten oder Menschen, denen man eine schwache Position zugesteht.“

Vollath: „Brücken bauen zu allen hin“

Integrationslandesrätin Bettina Vollath (SPÖ) zog zum Tag der Menschenrechte eine eher nüchterne Bilanz: Nicht nur Graz, sondern die Steiermark, Österreich und die ganze Welt müsse in Sachen Menschenrechte noch viel lernen. „Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger, und es gibt noch viele Menschen, denen das Angst macht, die sich dann in Ihrer Heimatstadt nicht mehr zu Hause fühlen. Daran müssen wir arbeiten, dass wir es wieder dorthin bringen, dass wir sagen: OK, wir sind alle unterschiedlich, aber was kann, was möchte jeder einzelne zur Gemeinschaft beibringen - Brücken bauen zu allen hin“, so Vollath.

Antirassismus-Hotline

Dass es immer mehr Anzeigen von diskriminierenden Vorfällen gibt, liege aber nicht unbedingt am steigenden Rassismus der Steirer, sondern vielleicht daran, dass die Aufklärungsarbeit funktioniere. So wüssten immer mehr Betroffene über die Serviceeinrichtungen des Vereins „Helping Hands“ wie etwa die Antirassismus-Hotline mit der Nummer 0699/11338402 Bescheid.

Zudem richtet das Land eine neue Anlaufstelle für alle Menschen, die sich von einer der vielseitigen Ausprägungen von Diskriminierung betroffen fühlen, ein - mehr dazu in Land richtet Antidiskriminierungsstelle ein.

"Integrazion"-Straßenbahn

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„Integrazion“: In eine gemeinsame Zukunft fahren

Am Samstag setzten zudem auch der Verein ISOP und die Grazer Linien ein Zeichen gegen Ausgrenzung: Grazer Kinder aus 15 Nationen gestalteten den Straßenbahnzug „Integrazion“, damit Menschen aus insgesamt 160 Nationen in eine gemeinsame Zukunft fahren können.

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