Studie: Schmerzversorgung nicht optimal
1,7 Millionen Österreicher leiden an chronischen Schmerzen, etwa ein Drittel davon klagt beispielsweise über einen "schweren Dauerschmerz“; 53.000 Personen benötigen eine kombinierte, interdisziplinäre Schmerztherapie.
Vier Jahre bis zur Linderung
Laut der Studie dauert es im Schnitt zwischen 1,7 und drei Jahren bis zur Diagnose und weitere elf Monate bis zur Behandlung.
Fehlende Zusammenarbeit
Die Studie des Joanneum Research zeigt auf, dass bei der Versorgung der Betroffenen durchaus Optimierungsbedarf bestehe.
Im Schnitt dauert es vier Jahre bis zur richtigen Behandlung. Dieser lange Zeitraum zählt laut Studienautorin Jane Schmidt zu den Hauptproblemen. Sie sieht den Fehler bei der mangelnden interdisziplinären Zusammenarbeit: Oft werden mehrere Ärzte aufgesucht, bis am Ende des Leidensweges die richtige Behandlung gefunden wird.
Schmerz ist häufigste Ursache für Krankenstand
Ziel der Studie mit dem Titel „Versorgungssituation bei Schmerz in Österreich“ war es in erster Linie, einen Überblick über die momentane bundesweite Situation zu schaffen. Die Studie beinhaltet auch eine Analyse der Strukturen und Prozesse sowie Empfehlungen, wie die Situation verbessert werden kann - nicht zuletzt deshalb, weil Schmerz zu den häufigsten Ursachen für Krankenstände, Berufsunfähigkeit und Frühpension zähle - Tendenz steigend, so Schmidt. Mit einer rechtzeitigen und richtigen Behandlung könnte zudem verhindert werden, dass der Schmerz chronisch wird.
APA/Martin Hirsch
Kosten von bis zu 1,8 Mrd. Euro
Auch das Gesundheitssystem betreffend, sollte eine schnelle Verbesserung der Situation angestrebt werden. Die Behandlungskosten für beispielsweise Rückenschmerzen schlagen sich mit bis zu 880 Millionen Euro zu Buche. Eine konkrete Aufschlüsselung der Kosten gibt es nicht, vor allem weil Schmerz keine Diagnose im Wortsinn ist, so die Studienautorin.
Schätzungen zufolge belaufen sich die direkten Kosten für chronische Schmerzen zwischen 1,4 und 1,8 Milliarden Euro, wobei Rücken und Kopf an erster Stelle liegen. Nicht spezifische Rückenschmerzen beispielsweise dürften aufgrund von Fehltagen und Krankenständen etwa 400 Millionen Euro jährlich kosten; dazu kommen die direkten Ausgaben für die Behandlung von etwa 170 Millionen Euro.
Thomas Reiss
Patient trage auch Eigenverantwortung
Für den Mediziner Bernhard Schwarz von der Uni Wien muss eine Optimierung der vorhandenen Strukturen im Fokus stehen, etwa dadurch, dass Ambulanzen entlastet werden und es zu einer verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit kommt; vor allem die Prävention müsste im Vordergrund stehen.
Winfried Koller, Vorstandsmitglied der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin, appelliert an die Eigenverantwortung der Patienten und forderte ein Ende von Mehrfachstrukturen. Mit 85 Schmerzambulanzen bundesweit kommt im Schnitt eine auf 100.000 Einwohner; alternativ stehen 2,4 niedergelassene Ärzte mit Zusatzdiplom für Schmerzbehandlung zur Verfügung.