Studie: Immer mehr Schüler internetsüchtig

Mehr als 2.000 Schüler sind internetsüchtig oder -suchtgefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Steirischen Gesellschaft für Suchtfragen (b.a.s) und des Gesundheitsressorts. Über 18-Jährige sind besonders gefährdet.

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APA/Georg Hochmuth

Soziale Netzwerke werden von den Schülern besonders oft genutzt

Es ist die erste repräsentative Studie zum Thema Internetverhalten im deutschsprachigen Raum. Generell kann man den steirischen Schülern ein gutes Zeugnis ausstellen, sagt der Geschäftsführer von b.a.s, Manfred Geishofer: „Unsere steirischen Schülerinnen und Schüler gehen eigentlich sehr kompetent mit diesem Medium um.“

17 Stunden pro Woche im Internet

Im Schnitt verbringen die Schüler 17 Stunden pro Woche im Internet. Vier Stunden davon werden für den Unterricht genutzt, in der restlichen Zeit wird privat gesurft. Videos ansehen, Musik hören und das Nutzen von sozialen Netzwerken, wie Facebook, stehen in der Beliebtheitsskala ganz oben. In den letzten Tagen vor der Befragung nutzten 84 Prozent der Schüler Facebook. Zwei Drittel der Schüler gaben an, bereits einmal über das Internet etwas eingekauft zu haben.

Über 2.000 Schüler wurden befragt

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 2.095 Schüler aus 100 Schulklassen von 74 steirischen Schulen aller Schultypen befragt.

Daten und Fakten zur Studie:

Die Studie wurde mithilfe einer Online-Befragung durchgeführt. Die Schüler füllten den Fragebogen in Anwesenheit eines Lehrers aus. Insgesamt wurden 2.095 Schüler befragt.

Bei rund vier Prozent der befragten Schüler konnte eine Internetsuchtgefährdung oder Internetsucht festgestellt werden, so Geishofer. Die restlichen 96 Prozent nutzen das Internet unauffällig. Rechnet man diese Zahlen auf die gesamten steirischen Schüler hoch, sind in der Steiermark rund 1.500 Schüler internetsuchtgefährdet und etwa 760 Schüler internetsüchtig.

Einzelkinder zählen zur Risikogruppe

Bei der Untersuchung zeigte sich, dass vor allem über 18-Jährige besonders suchtgefährdet sind. Zur Risikogruppe zählen auch Schüler mit Migrationshintergrund, so Geishofer: „Es sind vor allem die jungen Männer deutlich gefährdeter als Schülerinnen. Das ist ein Punkt, der uns aufgefallen ist und wirklich sehr signifikant ist. Auch ein Migrationshintergrund ist ein deutlicher Risikofaktor. Es hat sich auch gezeigt, dass bei Einzelkindern das Ausmaß der Internetsucht doch signifikant höher ist.“

Auch Schüler, die sich mit ihren Freunden vorwiegend über Computer unterhalten, wiesen viel häufiger Internetsucht-Symptome wie Kontrollverlust und Toleranz auf als jene, die mit ihren Freunden persönlich kommunizieren.

Grafik

ORF

Die Grafik zeigt, welche Kommunikationsmöglichkeit die Schüler in den letzten 30 Tagen vor der Befragung gewählt haben, um mit ihren Freunden zu kommunizieren

Kein Verbot aussprechen

Internetsuchtgefährdete oder bereits Internetsüchtige verfügen über wenig Lebensqualität, haben wenig soziale Unterstützung und sind gehemmter. Eltern können ihre Kinder vor einer Internetsucht schützen, indem sie mit ihnen darüber reden, was sie gerade tun, warum sie eine bestimmte Seite spannend finden oder welche Musik sie sich herunterladen. Ein Internetverbot auszusprechen wäre der falsche Ansatz, so Experten.

Wichtig ist es aber, Regeln festzulegen, etwa wieviel Zeit am Tag im Internet gesurft werden darf. Experten empfehlen, den Computer in das Wohnzimmer zu stellen oder in einen andern Gemeinschaftsraum, um so die Kontrolle zu haben.

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