Psychisch kranke Straftäter: Gefängnis oder Spital?

Nach der zweimaligen Flucht eines Messerstechers aus der Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz stellt sich die Frage der richtigen Unterbringung. Im LSF sind derzeit 30 geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht.

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ORF

Die Sicherheitsvorkehrungen in Spitälern wie dem LSF sind nicht mit jenen eines Gefängnisses zu vergleichen

Ein Spital kann mit den Sicherheitsvorkehrungen einer Strafvollzugsanstalt kaum mithalten, andererseits sind aber die medizinischen Strukturen in den meisten Strafvollzugsanstalten für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen kaum vorhanden.

Entscheidung oft sehr schwierig

Die Entscheidung, wo ein psychisch kranker Straftäter untergebracht wird, sei oft sehr sehr schwierig, räumt Josef Adam, Leiter der Justizanstalt Graz-Jakomini ein. In der Steiermark wäre eine medizinische Betreuung in einem Gefängnis momentan nicht möglich - zu wenig Platz und kein speziell geschultes Personal.

„Wir haben keinen Psychiater hier ständig im Hause, wir können nicht für eine Person ein ganzes Pflegeteam anstellen. Ich kann mir aber vorstellen, dass man da Lösungen findet, das wird aber an höherer Stelle entschieden, ob solche Abteilungen gegründet werden und ob die notwendigen Mittel dafür zur Verfügung gestellt werden“, so Adam.

Sonderkrankenanstalten in Gefängnissen

Einige Strafvollzugsanstalten in Österreich - etwa jene in Wels oder in Wien-Josefstadt - verfügen über eine Sonderkrankenanstalt für psychisch kranke Straftäter, sagt Peter Prechtl von der Strafvollzugsdirektion im Justizministerium. Ein weiterer Ausbau in anderen Bundesländern ist momentan nicht vordringlich: „Ich muss sagen, es ist auch nicht notwendig, weil wir eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Krankenanstalten haben, das funktioniert sehr gut, und wo es notwendig ist, nehmen wir die Leute in den geschlossenen Bereich.“

Jener psychisch kranke Messerstecher, der zweimal aus der Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz entkommen konnte, wurde in die Strafvollzugsanstalt Wien-Josefstadt überstellt. Mit den 30 geistig abnormen Rechtsbrechern, die derzeit in der Sigmund-Freud-Klinik untergebracht sind, habe es nie solche Probleme gegeben, versichert die Klinikleitung - mehr dazu in Messerstecher kommt in Wiener Justizanstalt.