Verendete Schweine: Bäuerin war überfordert

Landwirtschaftskammer und Tierschutzombudsfrau sind bestürzt über den Fall von Tierquälerei in Werndorf bei Graz. Der Betrieb sei bisher unauffällig gewesen. Hintergrund der Tierquälerei dürfte eine massive Überforderung der Landwirtin sein.

Ein schrecklicher Fall von Tierquälerei ist am Dienstag bekannt geworden. In einem landwirtschaftlichen Betrieb mitten in Werndorf bei Graz sind die zum Teil skelettierten Kadaver von 35 Schweinen gefunden worden. Sieben weitere Tiere waren massiv unterernährt - mehr dazu in Tierquälerei: Dutzende Schweine verendet

Haben Nachbarn weggeschaut und weggehört?

Für die steirische Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck ist es schwer vorstellbar, dass über Monate im Umfeld des Hofes mitten in Werndorf niemand das Leiden der Schweine mitbekommen hat, denn wenn Schweine hungern, brüllen sie: „Aus meiner Sicht hätte man das hören müssen. Aber es ist leider auch so, dass die Dorfgemeinschaft auch in den meisten Fällen nicht mehr funktioniert. Die Menschen, Familien sind froh, wenn sie ihre eigenen Probleme lösen können. Das heißt, die Bereitschaft hinzuschauen zum anderen, war vielleicht zu wenig vorhanden.“

abgemagerte Schweine

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Sieben Schweine waren bis auf die Knochen abgemagert

Tierleid als Hilfeschrei der Menschen

Da Tierleid fast immer mit Menschenleid verbunden ist, gebe es bei derart massiven Formen von Tierquälerei meist auch eine lange Vorgeschichte bei den Tierbesitzern, so Fiala-Köck: „Wie muss ein Mensch abstumpfen, wie muss er verrohen, welches Gefühl der Gleichgültigkeit muss in diesen Menschen entstehen, dass sie so etwas passieren lassen und das so etwas geschieht? Für mich ist das wie ein Hilfeschrei der Menschen, die sagen, schaut her, jetzt lass ich eh’ schon meine Tiere verhungern.“

Tierquälerei, Stall

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In diesem Stall durchlebten die Tiere ein jahrelanges Martyrium

Betrieb war nicht auf Stichprobenliste

Die Tierschutzombudsfrau und das Landesveterinäramt sprechen von einem tragischen Einzelfall unter den 7.000 steirischen Schweinehaltern. Der bisher unauffällige Betrieb sei in den letzten Jahren nicht auf der Stichprobenliste der Agrarmarkt Austria (AMA) gestanden. Dementsprechend habe es auch keine Kontrollen gegeben und auch Anzeigen habe es nie gegeben. Erst bei der jetzigen Routinekontrolle des Amtstierarztes sei alles ans Tageslicht gekommen.

Betriebe, deren Fleisch mit dem AMA-Gütesiegel verkauft wird, müssen alle drei Jahre mit einer Kontrolle rechnen. Betriebe ohne das Gütesiegel, die aber bei der AMA um eine Förderung angesucht haben, werden durchschnittlich alle drei bis fünf Jahre überprüft. Überprüfungskriterien sind dabei die Einhaltung der Tierschutzbestimmungen, der Hygiene- und Futtermittelbestimmungen.

Kontrollen sind Momentaufnahmen

Wenn Mängel oder Verstöße entdeckt werden, oder wenn die Kontrolle verweigert wird, gibt es Sanktionen, etwa die Streichung von Förderungen oder der Entzug des Gütesiegels. Bei der AMA betont man, dass die Kontrollen immer nur Momentaufnahmen seien.

Laut dem steirischen Landesveterinärdirektor Peter Wagner könnten Fälle wie der in Werndorf nicht verhindert werden, selbst wenn die 20.000 Tierhalter in der Steiermark einmal pro Jahr flächendeckend kontrolliert würden.

Info zum Sorgentelefon

Das Sorgentelefeon ist anonym unter der Telefonnummer 0810/676810 täglich (auch an Feiertagen) von 8.30 bis 12.30 Uhr zum Ortstarif erreichbar

Weiterbildung und Sorgentelefon

Die Landwirtschaftskammer betont, den Betrieben würden zahlreiche Weiterbildungen und Beratungen bei Fragen der Tierhaltung angeboten. Etwa 2.000 der 7.000 steirischen Schweinebauern hätten dieses Angebot im letzten Jahr genützt. Für Landwirte in Not gebe es zudem ein Sorgentelefon. Hier können die Anrufer anonym Probleme besprechen.

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