Mur-Kraftwerksbau: Sorge um mehr Feinstaub

Die Plattform „Rettet die Mur“ befürchtet, dass durch den Bau des Wasserkraftwerks Graz-Puntigam noch mehr Feinstaub entstehen werde. Die Energie Steiermark weist hingegen auf die Bedeutung des Kraftwerks als Beitrag zur Feinstaubbekämpfung hin.

Die geplante Bauzeit des Kraftwerks Graz-Puntigam beträgt drei Jahre. In dieser Zeit werden laut einer Studie der Energie Steiermark jeden Tag etwa 1.600 zusätzliche Lkw durch den Bezirk fahren und dabei die Abgase von bis zu 2,5 Millionen Liter Diesel ausstoßen.

66 Prozent mehr Feinstaubbelastung

Durch dieses zusätzliche Schwerverkehrsaufkommen werde sich die Feinstaubbelastung im Baustellenbereich um bis zu 66 Prozent erhöhen, zitieren die Kraftwerksgegner aus der Studie. Entsprechend werde auch das Gesundheitsrisiko der Bevölkerung steigen. Trotz dieser Feststellungen verharmlose die Studie die Erhöhung der Feinstaubbelastung in Graz, kritisiert der Sprecher der Plattform „Rettet die Mur“, Clemens Könczöl.

„In dem humanmedizinischen Gutachten wird angegeben, um wie viel der Feinstaub in Graz steigt, welche Belastungen das für die Menschen hat, es werden sowohl die Krankheiten aufgeführt als auch das Sterberisiko. Am Schluss ist die zusammenfassende Beurteilung, dass aus umwelthygienischer Sicht die Bauphase für die Wohnanrainer nicht mehr als belästigend zu beurteilen ist - das ist purer Zynismus“, so Könczöl.

„Verhöhnung von Staublungenpatienten“

In der Studie heiße es zudem, dass ein Großteil des Baustellenstaubes mineralischer Natur und somit reaktionslos sei. Der Grazer Umweltmediziner Gustav Mittelbach sieht darin aber nur eine „Schönrederei“: „Das ist eine Verhöhnung von berufserkrankten Staublungenpatienten. Staub, auch wenn er nicht aus der Verbrennung kommt, ist gesundheitsschädigend und erzeugt Lungenfibrosen und so weiter.“

Außerdem sei die Bevölkerung im Süden von Graz durch ihren sozialen Status schon vorbelastet, so Mittelbach: „Das sind psychosozial belastete Menschen, die schon aufgrund von niedrigem Einkommen oder geringer Ausbildung ein deutlich höheres Risiko haben, krank zu werden oder vorzeitig zu sterben. Sie leben halt genau in diesem Gebiet, wo die Baustelle geplant ist, und diese Personengruppen sind besonders schützenswert.“

Die Plattform „Rettet die Mur“ hofft, eine Volksbefragung zum geplanten Mur-Kaftwerk zu erreichen. Drei Viertel der dazu notwendigen 10.000 Unterschriften konnten nach eigenen Angaben bisher gesammelt werden.

Energie Steiermark: 60.000 Tonnen CO2 gespart

Gerade das Wasserkraftwerk Graz-Puntigam sei ein Beitrag zur Feinstaubbekämpfung, kontert hingegen der Konzernsprecher der Energie Steiermark, Urs Harnik-Lauris: "Durch die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft in Graz-Puntigam können jährlich 60.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Klarer kann eigentlich gar nicht gesagt werden, dass dieses Projekt die beste Feinstaubwaffe überhaupt ist.“

Entwurf des Murkraftwerks in Graz-Puntigam

Atelier Fruhwirth

Entwurf des geplanten Mur-Kraftwerks in Graz-Puntigam

Im Rahmen des UVP-Verfahrens des Landes werde das Projekt ohnehin genauestens auf seine Umweltverträglichkeit überprüft. „Dieses Verfahren steht knapp vor seinem Ende. Parallel zu diesem Verfahren jetzt Aktionismus zu betreiben, halten wir persönlich für unseriös und in keiner Weise angebracht", so Harnik-Lauris. Auch von der Zentralanstalt für Meteorologie gebe es zudem ein Gutachten, das besagt, dass das Mur-Kraftwerk Graz aufgrund seiner geringen Stauraumgröße keinerlei Auswirkungen auf das Lokalklima haben werde.

Eine Stellungnahme des Landes stellte Ende November 2011 dem geplanten Grazer Mur-Kraftwerk kein gutes Zeugnis aus: Das Projekt gefährde durch die Anhebung des Wasserpegels die Qualität des Grundwassers der Stadt, private Brunnenbesitzer und das Umland - mehr dazu in Murkraftwerk: Negatives Wasser-Gutachten.

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