Kartnig-Prozess: Stronach als Zeuge

Frank Stronach hat am Dienstag im Prozess gegen Hannes Kartnig und sieben weitere Angeklagte als Zeuge ausgesagt - es ging dabei um eine Millionen-Unterstützung für Sturm Graz. Trotz zahlreicher Anträge dürfte diese Woche ein Urteil fallen.

Das Medieninteresse war am Dienstag besonders groß - Grund dafür war die Aussage von Magna-Gründer Stronach. Doch bevor die Verhandlung mit leichter Verspätung begann, sorgte eine Frau für Gelächter im Gerichtssaal.

Frau forderte lautstark Freispruch für Kartnig

Die ältere Frau betrat mit einem Kunstblumenstrauß in den Händen den bis auf den letzten Platz gefüllten Schwurgerichtssaal: „Ich bin das Blumenmädchen. Die Blumen sind für den Herrn Kartnig, für den Freispruch. Sonst gebe ich nämlich meine Staatsbürgerschaft zurück“, so die Unbekannte. Das beeindruckte den Richter nicht sonderlich, er meinte nur: „Da sind sie zu früh“. Daraufhin ging die Besucherin samt ihren Blumen wieder.

Hannes Kartnig

APA/Markus Leodolter

Hannes Kartnig werden schwerer Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen

Keine Freundschaft mit Kartnig

Als erster Zeuge wurde Frank Stronach aufgerufen - auch er sorgte anfangs für Schmunzeln, weil er auf der Anklagebank Platz nehmen wollte. „Hier sitzen nur die Angeklagten“, klärte ihn der Richter auf. „Gut zu wissen“, entgegnete Stronach.

„Was wissen Sie über jenen Vertrag, den ihre Manager mit Sturm im Dezember 2003 abgeschlossen haben?“, fragte der Richter. In Details sei er nicht eingebunden gewesen, so Stronach; Kartnig selbst kenne er zwar recht gut, von einer Freundschaft wollte Stronach aber nicht sprechen.

Million sollte Konkurs von Sturm verhindern

Geschenk an Sturm sei die Million, die aus dem Sozialbudget von Magna stammte, keines gewesen, vielmehr sprach Stronach von einer Zahlung mit der Hauptmotivation, den Konkurs von Sturm zu verhindern. Er wollte damit kein Geld machen und habe auch nicht erwartet, etwas zurückzubekommen, betonte Stronach immer wieder: „Hätte Sturm aber in der Champions League gespielt, hätten wir das Geld zurückverlangt“, so Stronach.

Frank Stronach umringt von Presse

APA/ Markus Leodolter

Geschädigt fühle er sich von Sturm nicht: Sport und insbesondere Fußball seien ihm immer schon ein großes Anliegen gewesen. Auf die Frage, ob er wusste, dass Sturm zu diesem Zeitpunkt bereits vom Konkurs bedroht war, sagte Stronach: “Alle Vereine stehen knapp vor dem Konkurs, das gelte auch für Sturm.“ Davon, dass Sturm seit Jahren Lohnabgaben hinterzogen haben soll, will Stronach nichts gewusst haben: „Ich würde nie einen Verein unterstützen, der etwas Illegales tut.“

Verteidiger sprach von „Betrug am Fußballvolk“

Neben Frank Stronach wurden auch noch weitere Zeugen befragt - es handelte sich dabei in erster Linie um Vertreter des Vereins und um jene Personen, die für Stronach den Vertrag ausgearbeitet und unterzeichnet hatten.

Dabei ging es immer wieder um die Frage, wie jener Punkt zu bewerten sein, dass Stronach jederzeit sechs Spieler aus dem Grazer Verein hätte ziehen können - und sie dann einfach bei Sturm belassen, sie verkaufen oder an die Wiener Austria - Stronachs Verein - weitergeben hätte können; oder dass man, falls Sturm sehr gut gespielt hätte, einfach die besten Spieler hätte herausnehmen und damit den Verein empfindlich schwächen hätte können - das erboste einen der Verteidiger, der etwas von „Meisterschaftsverfälschung“ und „Betrug am Fußballvolk“ verlauten ließ.

Der Staatsanwalt sah den Vertrag in dieser Form jedenfalls als so etwas wie Betrug am Verein an, und klagte demgemäß auch ein weiteres schweres Betrugsfaktum an, was vom Gericht aber abgelehnt wurde. Kartnig fühlte sich diesbezüglich nicht schuldig, die anderen ebenfalls nicht.

Anträge abgelehnt

Auch die Verteidiger warteten mit einigen Anträgen auf, unter anderem wollten sie nochmals den Masseverwalter des Konkursverfahrens und zwei Spieler hören. „Wozu? Was erwarten Sie sich davon?“, fragte der Staatsanwalt. „Schreiben Sie sich Ihre Fragen ins Tagebuch, aber behelligen Sie mich nicht damit“, reagierte einer der Verteidiger eher ungehalten.

Am Nachmittag lehnte der Schöffensenat dann fast alle Anträge, die das Verfahren weiter verzögert hätten, ab, darunter auch die Zulassung eines Privatgutachtens; zugelassen wurden nur Verlesungen bestimmter Verträge und Protokolle. Das Urteil dürfte planmäßig am Donnerstag oder Freitag erfolgen.

Der Langzeit-Prozess

Seit 10. März vergangenen Jahres gab es knapp 40 Verhandlungstage; einige Male schien bereits ein Ende in Sicht, doch dann gab es doch wieder eine Nachspielzeit - mehr dazu auch in Urteil im Kartnig-Prozess neuerlich verschoben (13.12.2011).

Zu den Verzögerungen kam es wegen Terminprobleme der Zeugen und ständig neuer Anträge der Kartnig-Anwälte, die unter anderem einen Austausch des Staatsanwalts Johannes Winklhofer wegen Befangenheit verlangten. Es blieb aber alles, wie es war - mehr dazu auch in Kartnig-Prozess: Staatsanwalt bleibt (22.9.2011) - und so wird es Winklhofer sein, der - vermutlich am Mittwoch - das Schlussplädoyer der Anklage halten wird.