Schläger-Prozess: Knochenbruch „gehört“

Am Freitag ist in Graz der Prozess gegen acht Angeklagte aus der rechten Szene fortgesetzt worden. Dabei schilderte ein Zeuge, wie er offenbar sogar hören konnte, wie einem Opfer das Jochbein von einem der Angeklagten gebrochen wurde.

In dem Verfahren geht es konkret um zwei Vorfälle - einen in einem Lokal und einen bei einer öffentlichen Übertragung der Fußball-WM, jeweils im Jahr 2010. Die acht Männer sollen zwei Personen schwer verletzt haben, indem sie sie zusammengeschlagen und ihnen ins Gesicht getreten hatten. Auslöser für die Zusammenstöße waren laut Staatsanwaltschaft in beiden Fällen rechte Gesinnungsäußerungen.

Bei den ersten Verhandlungstagen - mehr dazu in Prozess: Zeugen gegen rechte Schlägertruppe hatten sich die Angeklagten wortkarg gegeben und wollten entweder gar nicht vor Ort gewesen sein oder zumindest nicht mitgewirkt haben.

Naziparolen bei Fußballübertragung

Thema am Freitag waren die Vorfälle beim Public Viewing im Bereich des Karmeliterplatz/Pfauengarten in Graz im Juni 2010 bei der Übertragung des Spiels zwischen Deutschland und Ghana. Schon vor dem Vorfall seien die Burschen aufgefallen: „Sie trugen alle schwarze Deutschlandtrikots und setzten sich an unseren Tisch. Beim Trinken riefen sie ‚SS, SA - wir sind wieder da‘ und machten von da an einen ‚rechten‘ Eindruck auf mich“, schilderte ein Zeuge am Freitag. Als die jungen Männer gemerkt hatten, dass die anderen am Tisch für Ghana die Daumen drückten, sollen sie sie als „weiße Neger“ beschimpft haben - und plötzlich habe dann einer der Schwarzgekleideten zugeschlagen.

„Bierdusche“ und Knochenbruch

In dem Moment schaltete sich dem Zeugen zufolge der Nationalratsabgeordnete Werner Kogler (Grüne) ein und meinte, er habe gesehen, wer zuerst geschlagen worden war. Dann habe der „Rädelsführer“ gemeint „Die Grünen sind auch da“ und sich der Gruppe zu entfernen begonnen - dabei dürfte es dann laut dem Zeugen auch eine „Bierdusche“ für Kogler und den Schlag mit dem Ellbogen gegen das Jochbein seines Begleiters gegeben haben. Einer der Angeklagten wurde im Gerichtssaal von einem unbeteiligten Zeugen eindeutig als Angreifer erkannt.

Koglers Begleiter beschrieb ebenfalls die einschlägigen Äußerungen der Burschen und meinte, er habe auch an ihren Oberarmen aus der SS bekannte Tätowierungen erkannt. „Nachdem ich den Schlag mit dem Ellbogen ins Gesicht bekomme hatte, ging ich dem Täter nach, der drehte sich um und meinte ‚Den bring‘ ich jetzt um’. Ich dachte, nun ist es soweit, und dann schlug er mir gezielt noch einmal mit der Faust auf die selbe Stelle. Dann schoss das Blut in Strömen aus meiner Nase“, so das Opfer. Nur weil ein weiterer Unbeteiligter dazwischen gegangen sei, habe er keine weiteren Schläge ausgefasst, meinte Koglers Begleiter, der seit dem Vorfall an Tinnitus leidet.

Angeklagter bestritt Morddrohung

Zeugen meinten auch, dass die Burschen nach den Schlägen gelacht hätten. „Sie machen aus einem zertrümmerten Gesicht einen Witz. Es wäre gut, wenn sie nun aufstehen und sagen, dass sie es waren, weil es kommt einiges auf sie zu“, so der Staatsanwalt. Der Angeklagte dagegen bestand darauf, dass er „keine Morddrohung und keinen gezielten Schlag“ getätigt habe.

Am Montag soll der Prozess unter anderem mit der Anhörung von Werner Kogler fortgesetzt werden.