Ein Jahr nach Bombe vor Grazer Hauptbahnhof

Vor einem Jahr hat eine bei Grabungsarbeiten freigelegte Fliegerbombe am Grazer Hauptbahnhof für eine großräumige Evakuierung gesorgt. Laut Experten könnte so ein Vorfall aufgrund des ungenauen Bombenkatasters wieder passieren.

Tausende Menschen mussten damals in Sicherheit gebracht werden. Der Verkehr kam zum Erliegen. Ein Vorfall wie dieser könnte sich jederzeit wiederholen, sagen die Experten, denn der Bombenkataster für Graz sei zu ungenau.

Computerbild

ORF

Auszug aus dem Bombenkataster

Bombenkataster entstand aus Luftbild

Aus einer einzigen Luftbildaufnahme heraus ist der Bombenkataster für die Stadt Graz entstanden. 580 Punkte sind ausgewiesen, an denen eine Bombe zwar eingeschlagen hat, aber nicht detoniert ist. Hier könnten also noch scharfe Blindgänger liegen. Wolfgang Hübel von der Stadt Graz geht davon aus, dass es noch zwischen 20 und 50 solcher scharfer Bomben geben könnte. Die Bombe vor einem Jahr war im Kataster nicht eingezeichnet - übrigens genauso der jüngste Bombenfund am Graz-Köflacher Bahnhof.

Bombenfund jederzeit möglich

Zwar war der Einsatz vor einem Jahr der erste derartige in der Nachkriegsgeschichte, sagt Wolfgang Hübel von der Stadt Graz, aber "das kann jederzeit wieder passieren. Wir haben in Graz Gebiete, die sehr stark belastet sind, speziell um die Bahnhöfe, also Hauptbahnhof und Ostbahnhof. Und bei Bauarbeiten oder Grabungsarbeiten in diesem Gebiet ist es jederzeit wieder möglich, dass eine Bombe gefunden wird.“

Uhr Hauptbahnhof

APA/Markus Leodolter

Auch die Fassade des Grazer Hauptbahnhofes wurde in Mitleidenschaft gezogen

Trümmer flogen bis zu einen Kilometer weit

Die Sprengung der 250 Kilogramm schweren Fliegerbombe hat jedenfalls gezeigt, dass die Sicherheitsmaßnahmen des Innenministeriums notwendig sind, so Hübel: „Nämlich einen Gefahrenbereich von tausend Meter anzunehmen und im inneren Bereich zumindest bis zu 500 Meter zu evakuieren war absolut richtig. Nicht umsonst ist ein Stück dieser Bombe in einer Entfernung von knapp 1.000 Meter am Lendplatz heruntergekommen."

Offizielle Schadenssumme liegt bei 760.000 Euro

Aus dem Einsatz vor einem Jahr hat man gelernt: So würde künftig die Entwarnung der Bevölkerung über die Zivilschutzsirenen erfolgen. Im Vorjahr passierte das noch ausschließlich über das Radio und „Mundpropaganda“. Die offizielle Schadenssumme, beispielsweise durch geborstene Fenster, liegt laut Innenministerium bei 760.000 Euro. Es gab 56 Geschädigte, wobei der größte Schaden mit über 200.000 Euro den ÖBB entstanden.