Aus für Schwarz-Grün: Viel Kritik an Nagl
Weil er das jahrelange, tägliche Betteln um Unterstützung leid sei, zog der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl am Mittwoch einen klaren Strich unter viereinhalb Jahre gemeinsame Politik - mehr dazu in Nagl lässt Koalition mit Grünen platzen. Die Koalition mit den Grünen wurde mit sofortiger Wirkung für beendet erklärt, ab jetzt ist die Stadtregierung gewissermaßen koalitionsfreier Raum.
SPÖ Graz
SPÖ zeigt sich zurückhaltend
Um seine Projekte wunschgemäß durchzubringen - allen voran die Bürgerbefragung zu den Themen Reininghausgründe und Umweltzone - braucht Nagl daher die Unterstützung einer anderen Fraktion - und die bekommt er von der SPÖ. Dementsprechend zurückhaltend fällt auch die Reaktion der SPÖ-Parteivorsitzenden Martina Schröck aus: „Alles hat Vor- und Nachteile. Ich denke, es ist sicher eine spannende Zeit, die uns bis zur Wahl bevorsteht, und der Wettbewerb der Ideen ist vielleicht noch ein Stück weiter eröffnet als mit der Koalition.“
Verbale Breitseite von KPÖ, FPÖ und BZÖ
Angriffslustiger zeigen sich FPÖ, BZÖ und die Kommunisten. Die KPÖ etwa bezeichnet Nagls Verhalten als das eines „Hasardeurs am Spieltisch“ - die Grünen hätten sich viel zu lange vor den Karren der ÖVP spannen lassen. Auch die Freiheitlichen lassen plötzlich ungeahnte Sympathien für die Grünen erkennen: Nagl mache den kleinen Koalitionspartner zum Sündenbock; die SPÖ spiele hingegen den Steigbügelhalter und warte darauf, zum Altar geführt zu werden. Das BZÖ sieht gar einen letzten Verzweiflungsakt der Grazer ÖVP: Nagl hätte sich in den letzten vier Jahren wie ein Tanzbär am Nasenring vorführen lassen.
ORF
Grüne: Nagl hat Nerven verloren
Die Grünen selbst hatten mit einem so plötzlichen Koalitionsbruch wohl nicht gerechnet - dementsprechend fällt auch die Reaktion aus: Nagl habe schlichtweg die Nerven verloren und das grüne Mäntelchen abgelegt, so Vizebürgermeisterin Lisa Rücker; er habe den Einflüsterern in seiner Partei nicht Stand gehalten und aus wahltaktischen Gründen die Koalition beendet.
„Wir Grüne haben immer klar gesagt, wofür wir stehen - das hat ihn innerhalb der eigenen Partei sicher immer wieder in Bedrängnis gebracht. Gerade zum Schluss die Diskussion rund um Fahrverbote zur Feinstaubsituation hat offenbar eine sehr große Nervosität in der Partei ausgelöst, und wir sehen, dass da ein Richtungsentscheid da ist vom Herrn Bürgermeister, sich wieder auf alte ÖVP-Politik zu besinnen“, so Rücker.
Wahlkampf 2013 scheint eröffnet
Noch in der nächsten Woche will Nagl nun mit Hilfe der Sozialdemokraten die Bürgerbefragungen zu Reininghausgründen und Umweltzone erledigen - der Wahlkampf für die Gemeinderatswahl im Jänner 2013 ist in jedem Fall eröffnet.