Bei den Helfern in St. Lorenzen

Die Unwetter und ihre Folgen haben die Steiermark seit Tagen fest im Griff - für die Menschen in den schwer betroffenen Gebieten eine Nervenprobe. In St. Lorenzen wird gegen die Verzweiflung angearbeitet. Der ORF Steiermark war bei den Helfern.

Wer St. Lorenzen im Paltental ins Navigationssystem eingibt, wird vergeblich suchen. Seit dem Unwetter vor einer Woche ist der obersteirische Ort von der Umwelt abgeschnitten, nur mehr mit schwerem Gerät für Hilfskräfte zu erreichen.

Große Anstrengungen

Bundesheer, Rotes Kreuz und Freiwillige Feuerwehr werden noch lange Zeit mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sein. Rund 2.000 LKW-Ladungen Schutt wurden bereits abtransportiert. Bagger sanieren das Bachbett, über das die zerstörrerische Mure in den Ort gekommen ist. Jeder, der nun anpackt und hilft, ist ein Lichtblick für den Ort und für die Bevölkerung von St. Lorenzen.

In den Gesichtern der jungen Soldaten spiegeln sich die Anstrengungen der vergangenen Tage wider - sie schaufeln pausenlos Schutt und Schlamm aus den Häusern und von den Straßen.

Aufräumen in St. Lorenzen

LFV/Meier

„Es ist schlimm, was da passiert ist. Teilweise kommt es mir so vor, als wären zu wenig Hände da. Aber wir als Bundesheer sind da. Und hier können alle jede Hilfe gebrauchen“, so einer der Soldaten. Ein anderer ergänzte: „Die Menschen sind sehr nett und unterstützen uns mit Jausen und allem, was geht.“

Schritte in die Normalität

Es sind genau diese Momente, die nicht verzweifeln lassen. Manche Hilfe ist tatsächlich ungewöhnlich: Ein Grazer Ehepaar verschenkte spontan sein Auto in St. Lorenzen. Sie hätten die Bilder im Fernsehen gesehen und sich gerade ein neues Auto gekauft, das alte sei aber nochgut in Schuss. Es könne gute Dienste leisten, so der Mann.

„Für uns ist jeder Schritt in Richtung Normalität ein großer", sagt ein junger Mann aus St. Lorenzen. Ich habe jetzt ein Auto, mit dem ich fahren kann, ich hab ein Baufahrzeug - der Wiederaufbau kann beginnen. Die Hilfbereitschaft ist enorm, ich könnte mit zehn geliehenen Autos fahren, in zehn Wohnungen wohnen. Ich kann nur sagen: danke, danke.“

Die Millimeter und die Panik

Nicht zu urlauben sondern im verschlammten Ort zu helfen, ist für nicht wenige Feuerwehrleute beinahe eine Selbstverständlichkeit. „Man tut es gerne, man sieht, wie sich die Leute freuen. Man könnte ja auch selbst betroffen sein, und dann ist man auch froh, wenn einem jemand hilft“, so einer der Helfer von der Feuerwehr.

Auch das Rote Kreuz ist von den ersten Minuten des Unglücks an in St. Lorenzen. Psychologisch sei die Lage nicht einfach, heißt es von den Helfern, die Wettersituation sei nach wie vor unsicher, mehrmals habe evakuiert werden müssen, man sei oft nur Millimeter davon entfernt gewesen, dass die Stimung in Richtung Panik hätte kippen können.

Aufräumen in St. Lorenzen

LFV/Meier

Evakuierung von Schwarzenbach

Samstagmittag wurden die Bewohner von Schwarzenbach bei Trieben evakuiert. Man rechnete mit neuerlichen heftigen Unwettern mit Starkregen und Hagel. Laut den Verantwortlichen mussten rund 100 Personen ihre Häuser vorsorglich verlassen. Die Häuser stehen in der Gefahrenzone, sie könnten bei Starkregen vermurt werden oder mitsamt den Hängen ins Rutschen geraten.

Drei Geologen hatten in einem Gutachten die Situation als murengefährlich eingeschätzt. Für einige der Betroffenen war es bereits zum wiederholten Mal, dass sie ihre Häuser verlassen mussten. Laut Kurt Kalcher, Leiter des Katastrophenschutzreferats des Landes, betrug somit die aktuelle Zahl der Evakuierten im Schwarzenbachtal und in St. Lorenzen 250: „Damit sind wir auf der sicheren Seite. Jetzt müssen wir abwarten.“

Keller „quasi besenrein“

Nachdem mittlerweile alle Keller ausgepumpt und geräumt werden konnten - „sie sind quasi besenrein“ -, befinden sich zwar nach wie vor 400 Einsatzkräfte von Bundesheer und Freiwilligen Feuerwehren in der Region, laut Kalcher sei der Einsatz aber „ein bisserl zurückgenommen worden“, um den Leuten nach vielen Stunden schwerer Arbeit eine Regenerationszeit zu gönnen. Mehr dazu in Dienstfreistellungsregel für Einsatzkräfte sowie in St. Lorenzen bleibt evakuiert und auch in Steiermark von Katastrophen gebeutelt.