Neckermann: Halbe Belegschaft muss gehen

Die Belegschaft am Neckermann-Standort Graz hat sich zu früh gefreut. Trotz Übernahme des sanierungsbedürftigen Unternehmens durch einen deutschen Investor können nicht alle 300 Arbeitsplätze erhalten werden. Nur etwas mehr als die Hälfte der Belegschaft darf bleiben.

Dass nicht alle 300 Arbeitsplätze am Grazer Neckermann-Standort erhalten werden können, hatte die deutsche TopAgers AG von Anfang an klar gemacht - mehr dazu in Deutsche TopAgers AG übernimmt Neckermann (26.11.2012). Nun aber müssen doch mehr Mitarbeiter das Feld räumen, als zunächst angenommen.

Nur 160 Mitarbeiter dürfen bleiben

Vom deutschen Investor übernommen werden vorerst nur 160 Personen, also nur etwas mehr als die Hälfte der bisherigen Belegschaft. Der Rest - also rund 120 Mitarbeiter - dürften nun endgültig zum Fall für das Arbeitsmarktservice (AMS) werden. Angemeldet worden waren die Kündigungen vorsichtshalber bereits im Juli - mehr dazu in Neckermann-Pleite: Kündigungen angemeldet (24.7.2012).

Für die Mitarbeiter, die gehen müssen, dürfte es aber schwer werden, woanders auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Denn laut AMS handle es sich dabei um nur wenig qualifizierte Kräfte, darunter vor allem Frauen.

Neckermann in Graz

APA/Markus Leodolter

Rund 120 Mitarbeiter müssen gehen - eine Rückkehr ist aber nicht ausgeschlossen

Insolvenzstiftung für Betroffene

In Zusammenarbeit mit dem Land will das AMS daher eine sogenannte Insolvenzstiftung für die 120 Betroffenen einrichten. Entsprechende Verhandlungen mit dem zuständigen Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser seien bereits im Laufen, die ersten Signale sind positiv, so das AMS. Bis zu maximal einem Jahr können dort all jene, die nicht vom deutschen Sanierer TopAgers übernommen werden, quasi zwischengeparkt werden.

840.000 Euro Stiftungskosten

Die Kosten dafür werden auf über 840.000 Euro geschätzt, so AMS-Steiermark-Chef Karl-Heinz Snobe: „Ja wir kalkulieren pro Person mit circa 7.000 Euro, das sind die Weiterbildungskosten im Schnitt und da sind natürlich auch Gelder dabei, die die Personen selbst bekommen, also während der Stiftung wird ein Stipendium zum Arbeitslosengeld dazugezahlt.“ Finanziert werden soll die Stiftung zu 60 Prozent vom AMS, 40 müsste das Land übernehmen.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Ebenfalls nicht ausgeschlossen ist, dass einige der arbeitslos gemeldeten Mitarbeiter in einigen Monaten wieder zu Neckermann zurückkehren dürfen. Sobald der Standort Graz wirtschaftlich nämlich wieder in Fahrt gekommen sei, seien weitere Einstellungen durchaus auch vom Sanierer Topagers gewünscht.

Masseverwalter Norbert Scheerbaum: „Das ist vorrangig präferiert von der neuen Unternehmensführung, weil man verschiedene Aktivitäten - das muss man aber erst noch prüfen - von Deutschland nach Graz verlegen möchte.“ Das gilt etwa für das Callcenter oder die Logistik, die Warenannahme und die Rücksendung.

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