Formel 1: Feiert Spielberg ein Comeback?
Ist der Stein der Spekulation einmal ins Rollen gekommen, ist er nur noch schwer aufzuhalten. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko dachte laut über eine kurzfristige Rückkehr der Formel 1 nach Österreich für kommende Saison nach - trotz einiger Bedenken wie dem Startgeld in Millionenhöhe und Lärmschutzvorschriften rund um den Red Bull Ring.
Ein Platz ist frei
Im vorläufigen Kalender hat der Automobil-Weltverband (FIA) den 21. Juli 2013 für einen noch nicht genannten Grand Prix in Europa freigehalten. Ein Comeback der hauseigenen Rennstrecke in der Königsklasse des Motorsports ist für Marko machbar, und so wird weiter Werbung dafür gemacht: „Wir haben die FIA darauf aufmerksam gemacht, dass es hier eine Strecke mit voller F1-Lizenz gibt“, sagte Marko am Wochenende in der Onlineausgabe der „Salzburger Nachrichten“ über Spielberg als mögliche Destination.
APA/Andreas Pessenlehner
Die Idee gefällt
Zuletzt war von 1997 bis 2003 dort ein Grand Prix von Österreich ausgetragen worden. Medien aus Deutschland, England und Frankreich berichteten bereits über die Überlegungen Markos. In der BBC sprachen sich die Leser der Sportwebsite durchaus für ein Comeback Österreichs im Rennzirkus aus und lobten die angenehme Atmosphäre in der Steiermark und die spannenden Rennen, die der Österreich-Grand-Prix oft zu bieten hatte.
Doch die schöne Landschaft und nette Leute haben den knallharten Kalkulierer Bernie Ecclestone noch nie dazu bewogen, in ein mögliches Verlustgeschäft zu investieren. Der 82-jährige Formel-1-Drahtzieher sieht die Zukunft seiner Rennserie bekanntlich nicht in Europa, daran ändert auch die zu entrichtende Startgebühr in Millionenhöhe nichts.
Neben dem Antrittsgeld für die Rennstrecke in Höhe von bis zu 30 Millionen Euro gibt es zudem noch andere Argumente, die gegen ein Comeback der Steiermark als Ersatzort für die auf 2014 verschobene Premiere des Rennens in New Jersey im Formel-1-Kalender sprechen.
WM-Kalender 2013
17.03. | GP von Australien in Melbourne |
24.03 | GP von Malaysia in Sepang |
14.04. | GP von China in Schanghai |
21.04. | GP von Bahrain in Sachir |
12.05. | GP von Spanien in Barcelona |
26.05. | GP von Monaco in Monte Carlo |
09.06. | GP von Kanada in Montreal |
30.06. | GP von Großbritannien in Silverstone |
07.07. | GP von Deutschland Nürburgring/Hockenheim * |
21.07. | Veranstalter in Europa - noch offen |
28.07. | GP von Ungarn in Budapest |
25.08. | GP von Belgien in Spa-Francorchamps |
08.09. | GP von Italien in Monza |
22.09. | GP von Singapur |
06.10. | GP von Südkorea in Yeongam |
13.10. | GP von Japan in Suzuka |
27.10. | GP von Indien in Neu-Delhi |
03.11. | GP von Abu Dhabi |
17.11. | GP der USA in Austin |
24.11. | GP von Brasilien in Sao Paulo |
Ecclestone scheinen allerdings die Alternativen auszugehen: In der Türkei weigert sich die Politik, eine zweistellige Millionen-Euro-Summe zuzuschießen. Eine Rückkehr nach Frankreich scheint sowohl in Magny-Cours als auch in Le Castellet schwierig zu sein.
Zuschauerlimits und Lärmschutz - Problem oder nicht?
Auch in Österreich wären noch zahlreiche Hürden zu überwinden - von behördlichen Zuschauerlimits (40.000) über Lärmschutz bis hin zur offenen Finanzierung der Teilnahmegebühr. Auch das Medienzentrum war zuletzt bei den DTM-Rennen zu klein: „Kein Problem, das kann erweitert werden“, sagte Marko, so wie die Tribünen.
Für Marko sind die Hindernisse leicht zu nehmen. „Es gibt das Land Steiermark, die Republik Österreich“, so der 69-jährige Grazer über das Startgeld. Der Mangel an Hotelbetten in der näheren Umgebung? „Unsinn, es hat auch in den 70ern und 80ern gereicht“, so Marko, der auf die Nähe zu Graz verweist. Dafür wäre auch das eine Woche danach angesetzte Rennen in Ungarn ideal zu erreichen.
Ob der Lärm ein Problem ist, darüber gehen die Meinungen auseinander: Der Red-Bull-Ring ist zwar gut gebucht; dennoch benötigten die Betreiber von 85 möglichen Veranstaltungstagen heuer nur 20; das per Bescheid verordnete Lärmkontingent wurde ebenfalls nicht erreicht.
Anrainer-Ombudsmann skeptisch
Anrainer-Ombudsmann Karl Arbesser ist dagegen skeptisch: „Ich weiß nicht, wie man das im Bescheid unterbringen will.“ Problematisch seien vor allem die Lärmpegelspitzen, denn die seien seinen Messungen zufolge schon bei der DTM an zumindest einer Messstelle sechs Dezibel höher gewesen als im Bescheid vorgesehen. Arbesser vermutet, dass die Formel 1 noch lauter sein würde und merkte an, dass sich zehn Dezibel mehr fast doppelt so laut anhören und den vierfachen Druck ausüben würden - er habe keine Idee, wie man das lösen könnte.
Auch bei den Besucherzahlen, die derzeit mit 25.000 pro Tag beschränkt sind, müsste wohl eine Sondergenehmigung ausgefertigt werden: „Also, da wäre schon Erhebliches zu machen“, so Arbesser.
Eine Frage des Geldes
Würden die Formel-1-Pläne konkret werden, müsste Red Bull also auf alle Fälle einen Extraantrag an das Land Steiermark stellen. Landeshauptmann Franz Voves (ÖVP) und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (SPÖ) wären gesprächsbereit, nur in Zeiten des Sparpaketes lassen sich wohl nur schwer Millionen für den Motorsport locker machen.
Auch Arbesser will sich seine Zustimmung nicht erkaufen lassen: „Das kann ich mir persönlich nicht vorstellen, denn wozu gibt es dann einen Bescheid? Ich werde bezahlt, die Einhaltung des Bescheids zu kontrollieren, und dann sollte ich für weiteres Geld beide Augen zudrücken?“ Auch ein Urlaub für alle Anrainer auf Kosten von Red Bull halte er nicht für denkbar, da die Bewohner Tiere zu füttern hätten und Camping-Plätze betreiben.
Urlaubsstimmung auf der Rennstrecke
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hat sich jedenfalls zu den Spekulationen noch nicht geäußert, weilt er doch bis kurz vor Weihnachten in der Südsee auf Urlaub - vielleicht fällt bei seiner Rückkehr eine Entscheidung.
Für Red Bull Racing mit Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel wäre Spielberg ein echtes Heimrennen. Derzeit kann der interessierte Besucher auf der Rennstrecke unterschiedlichsten Freizeitangeboten nachgehen, mittlerweile sogar im Winter - Red Bull Ring lockt nun auch Wintersportler (24.11.2012).