Bildungstests: Steiermark im Mittelfeld

80.000 Schüler der achten Schulstufe haben österreichweit an den Bildungsstandards teilgenommen, 11.500 davon stammen aus der Steiermark. Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es große Unterschiede.

Jeder sechste Schüler in Österreich erreicht die Bildungsstandards für Mathematik in der achten Schulstufe nicht. Oberösterreich schnitt mit 548 Punkten am besten ab, Wien am schlechtesten, die Steiermark liegt mit 534 Punkten im Mittelfeld - mehr dazu in Bildungsstandards: die Ergebnisse im Detail und Aufholbedarf bei Pflichtschulen (beide news.ORF.at).

Bildungsstandards, Schüler

APA/Barbara Gindl

11.500 steirische Schüler nahmen an den Bildungsstandards teil

Grossmann: „Positives Zeugnis, aber...“

In Mathematik und Naturwissenschaften wurde das Wissen der Schüler der vierten und achten Schulstufen abgefragt, hier gab es eine leichte Verbesserung im Vergleich zum letzten Test. Bildungslandesrätin Elisabeth Grossmann (SPÖ) sieht in den Testergebnissen für die steirischen Schüler und Lehrer ein „durchaus positives Zeugnis in Mathematik“, aber auch einen Auftrag, „noch besser zu werden“.

Künfig gelte es, dass Interesse für Mathematik und Naturwissenschaften durch einen stärker anwendungsorientierten Unterricht zu fördern, meinte Grossmann zu den Testergebnissen: „Unsere Schüler müssen wissen, was sie mit den erlernten Formeln tatsächlich anfangen können.“

Mädchen in Mathematik nicht schlechter als Buben

Hier müsse bereits im Kindergarten angesetzt werden. Die Bildungslandesrätin wies in diesem Zusammenhang auf das Projekt „Forscherexia“ hin: Das steirisches Pilotprojekt unterstützt elementare Kinderbildungs- und betreuungseinrichtungen im Bereich Naturwissenschaften und Technik.

Als „erfreulich“ bezeichnete Grossmann auch die Tatsache, dass es kaum geschlechterspezifische Unterschiede gibt: „Damit kann einem althergebrachten Vorurteil begegnet werden, dass Mädchen mathematisch und technisch weniger begabt seien“, stellt die Bildungslandesrätin fest.

Alarmsignal bei der Lesekompetenz

Parallel zu Mathematik und Naturwissenschaften wurde auch das Lesen abgefragt. Hier wertet Grossmann das Abschneiden der steirischen Schüler als „Alarmsignal“: Beinahe jeder sechste Zehnjährige versteht nur unzureichend was er liest. Österreich liegt damit unter dem EU-Durchschnitt und hat sich seit der letzten Studie vor fünf Jahren auch noch verschlechtert.

Um die Lesekompetenz der steirischen Schüler zu stärken, wurde im heurigen Schuljahr ein Leseschwerpunkt ausgerufen. So gibt es quer durch die Steiermark Projekte mit Lesebotschaftern aus Sport und Kultur, Bibliotheksoffensiven oder Leseabenteuer um „die Lust auf das Lesen zu wecken“, so Grossmann, „weiters habe ich die Lehrerdienstposten aufgestockt, gerade für Leseförderung, gerade für Sprachförderung. Das ist ganz wichtig“.

Mädchen liest ein Buch

APA/ Jens Büttner

17 Prozent der Volksschüler können unzureichend sinnerfassend lesen

Ergebnis ernst nehmen

Landesschulratspräsident Wolfgang Erlitz sagte, die Ergebnisse würden Orientierung für die Schulentwicklung geben und ganz deutliche Stärken und Schwächen aufzeigen: „Wir werden uns ernsthaft mit den Ergebnissen jedes Schulstandortes auseinandersetzen und dabei helfen, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen".

Steirische Schulen werden sowohl bei der Auswertung der Bildungsstandards-Ergebnisse als auch der Umsetzung der daraus folgenden Maßnahmen von Experten unterstützt. So haben sowohl die gesamte Schulaufsicht als auch alle Schulleiter bereits im Vorfeld eine Schulung bekommen, um die Ergebnisse richtig interpretieren zu können.

Auf individuellen Unterricht nicht vergessen

Die Pädagogische Hochschule stellt Rückmeldemoderatoren zur Verfügung, die die Schulen dabei unterstützen, aus den Ergebnissen die richtigen Maßnahmen abzuleiten und diese umzusetzen. Zusätzlich werden Fachdidaktiker an die Schulen entsandt, um dort die Lehrer bedarfsgerecht zu beraten und fortzubilden.

Erlitz warnte aber auch vor einem zu starren Blick auf die Bildungsstandards: „Trotz allem darf man die Individualisierung im Unterricht nicht vergessen. Nur weil wir den Wissensstand der Kinder vergleichbar machen, dürfen wir sie nicht gleich machen. Die Potenziale eines jeden Schülers müssen ausgeschöpft, die Stärken gestärkt werden.“

Terminplan zu Bildungsstandards:

Für 2014 sind Überprüfungen des Fachs Deutsch in beiden Altersgruppen angesetzt. 2015 beginnt der Drei-Jahres-Zyklus mit Mathematik in der achten Schulstufe von vorne, die Volksschulen sind erst 2016 wieder an der Reihe.

Tests gibt es jedes Frühjahr

In den Bildungsstandards wurde 2009 festgelegt, was Schüler in der vierten Schulstufe in Mathematik und Deutsch bzw. in der achten Schulstufe in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch wissen und können sollen. Derartige Tests wird es ab nun immer im Frühjahr geben, jeweils in verschiedenen Bereichen. Zu den schriftlichen Tests treten alle Schüler des jeweiligen Jahrgangs an.

In Deutsch und Englisch gibt es außerdem noch mündliche Überprüfungen, zu der jedoch nicht alle Schüler herangezogen werden, sondern jene in einer Stichprobe von etwa 100 Schulen. In Mathematik werden beispielsweise die Fähigkeiten beim Rechnen, Interpretieren und Argumentieren geprüft. Die Erhebung dauert maximal 120 Minuten, unterbrochen von Pausen zu fünf Minuten.

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