Kunstuni Graz: Rektor Schulz muss gehen

Der Unirat der Grazer Kunstuni hat am Mittwoch den Vertrag von Rektor Georg Schulz aufgelöst. Hintergrund sind Uneinigkeiten zwischen Unirat und Senat über die Besetzung des Rektorenpostens. Der Vertrag läuft am 31.1.2013 aus.

„Natürlich bin ich sehr betroffen, dass die Kunstuni gerade aus einer unheimlich intensiven und sehr zukunftsträchtigen Phase gerissen wird“, sagt Georg Schulz, der mit Mittwoch nicht mehr Rektor der Kunstuniversität Graz ist. Vor knapp drei Wochen entschied der Verwaltungsgerichtshof (VwGH), dass das Wahlverfahren bei seiner Bestellung im Frühjahr 2012 rechtswidrig war; damit wurde einer Beschwerde des Uni-Senates stattgegeben - mehr dazu in VwGH: Wiederwahl von Kunstuni-Rektor rechtswidrig (21.11.2012).

Kunstuni Rektor Schulz

KUG/Wenzel

Georg Schulz wird wieder als Dozent tätig werden

Unstimmigkeit zwischen Unirat & Senat

„Mit großer Hochachtung“ blicke man auf die 2007 begonnene Amtszeit von Georg Schulz zurück, und man danke ihm für die erbrachten Leistungen, so der Unirat, der Schulz Ende September 2010 ein einstimmiges Pro-Votum für die Wiederwahl ohne Ausschreibung gegeben hat.

Im Senat erreichte der 49-Jährige anschließend allerdings nicht die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit, und so wurde die Position neu ausgeschrieben. Seither hält die Uneinigkeit zwischen Senat und Unirat über die Bestellung des neuen Rektors an.

Senat erstellte Dreiervorschlag

Nachdem sich die Findungskommission nicht auf einen Dreiervorschlag aus den Kandidaten inklusive Schulz einigen konnte, unterbreitete der Universitätsrat in einer Ersatzvornahme dem Senat einen Vorschlag - mit Schulz als einzigem Kandidaten. Der Senat erstellte daraufhin einen Dreiervorschlag mit Franz Karl Prassl von der KUG, Frank-Thomas Mitschke von der Musikschule Leipzig und Stefan Schön von der Musikuni Wien.

Wissenschaftsministerium hob Dreiervorschlag auf

Das mittlerweile beigezogene Wissenschaftsministerium hob diesen Dreiervorschlag auf, der Senat berief gegen den Bescheid und legte Beschwerde beim VwGH ein. In einer weiteren Ersatzvornahme wählte dann der Universitätsrat im Jänner 2012 Georg Schulz einstimmig zum Rektor. Am Dienstag hielt der Senat - bestärkt durch die VwGH-Entscheidung - fest, dass er weiterhin auf den ursprünglichen Dreiervorschlag bestehe - mehr dazu in Kunstuni: Streit um Rektorswahl geht weiter (11.12.2012).

Schulz fühlt sich „aus einer guten Phase gerissen“

„Gerade jetzt haben wir die Leistungsvereinbarung für die nächsten drei Jahre abgeschlossen. Es geht uns wirklich sehr gut, wir haben international eine sehr große Anerkennung, und gerade aus so einer Phase gerissen zu werden, ist sicherlich schwierig. Es ist für mich auch schwer nachvollziehbar, wie der Senat über Dreiviertel der Institutsvorstände hinweggehen kann und über viele aus dem Haus, die sich das anders gewünscht hätten“, so Schulz.

Rückblickend eine sehr schöne Zeit

Schulz bilanziert: „Wenn ich jetzt ein Bilanz ziehe, dann eine sehr schöne. Es ist in diesen fünf Jahren geglückt, diese Universität in eine Aufbruchsstimmung zu versetzen. Man spürt das wirklich sehr stark an dem, dass wir und unsere Studierenden national und international wahrgenommen werden und wie auch einfach unsere künstlerischen und wissenschaftlichen Projekte wahrgenommen werden. Auf all das bin ich mit meinem Team sehr stolz“, so Schulz, der noch immer an das Potenzial der KUG glaubt und seinem Nachfolger viel Erfolg wünscht.

„Gemächliche Entwicklungsjahre“

Vizerektor Robert Höldrich äußert sich zur Entwicklung: „Als Georg Schulz mit seinem Team ins Amt gekommen ist, war die Universität nach langem erfolgreich, aber es waren auch eher gemächliche Entwicklungsjahre, bereits zum Neustart. Das hat Georg Schulz in den letzten vier Jahren wunderbar zustande gebracht und das unter Einbeziehung aller Kollegen. Unser Stand ist heute, dass wir eine international renommierte künstlerische und Forscher-Universität sind, und das wir wirtschaftliche stabil dastehen.“

„Kein Reputationsschaden“

Eine Gefährdung des Standings sieht Höldrich nicht: „Ich glaube, das erarbeitet man sich nicht innerhalb von wenigen Monaten, sondern das braucht lange Vorbereitungszeit und lange Initiativen. Wir haben dies in den letzten Jahren gezeigt und hoffen, dass das auch in Zukunft so weitergehen kann.“

Ob es eine Erklärung dazu gibt, warum der Uni-Senat trotz zahlreicher Appelle auf den Dreiervorschlag beharrt, wisse er nicht, aber er habe gesehen, dass die Unterstützung aus dem Haus für Rektor Schulz sehr stark war.

Senatsvorsitzender Franz Kerschbaumer dazu: „Es gibt rund 400 Lehrpersonen auf unserer Universität, und ungefähr zehn Prozent davon haben diese Appelle gerichtet. Das ist ein geringer Prozentsatz der gesamten Lehrerschaft.“ Kerschbaumer meint weiter: „13 von 17 Institutsvorstände sind Institutsvorstände, die ihre persönliche Meinung ausgedrückt haben. Das heißt aber nicht, dass die anderen Institutsmitglieder auch dieser Meinung sind.“ Einen Reputationsschaden für die Kunstuni aufgrund dieses Vorgehens sehe er nicht.

Unverständnis aus Politik und Kunst

Aus Politik und Kunst kommen Unverständnis und Kopfschütteln. Wissenschaftslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) sagt auf Anfrage in einer Aussendung: „Es schmerze sehr, wenn die Leistungen von Rektor Schulz und seinem Team sowie die unbestrittene Qualität aus persönlichen Gründen nicht anerkannt werden.“

Die Intendantin des steirischen herbst, Veronica Kaup-Hasler, sagt, es sei unverständlich und schade, dass interne Streitigkeiten der KUG derart schaden; die Kunstuni habe in den letzten Jahren nach außen hin spürbare Modernisierung und Strahlkraft entfaltet. Auch Opernintendantin Elisabeth Sobotka äußert sich: „Was derzeit an der KUG geschieht, ist eine Katastrophe. Die zweitgrößte Musikuni im deutschen Sprachraum wird durch diese Vorgänge ruiniert.“

Um den laufenden Betrieb sicherzustellen, wird das Rektorat am Anfang des Jahres für das erste Halbjahr 2013 eine Budgetzuweisung vornehmen.

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