Ex-Landeshauptmann Niederl gestorben

Der ehemalige steirische Landeshauptmann Friedrich Niederl ist am Mittwoch im Alter von 92 Jahren gestorben. Niederl war neun Jahre lang Landeshauptmann und ging mit dem besten Wahlergebnis für die ÖVP in die Geschichte ein.

Offentheit und die Nähe zu den Menschen waren die Markenzeichen des Politikers Friedrich Niederl. Seine Herkunft prägte ihn stark, sagte auch Diözesanbischof Egon Kapellari anlässlich der Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag von Niederl: „Er war ein Mann für die kleinen Leute. Das schätzen die Leute und bedankten sich, weit über seine Amtszeit hinaus.“

Ab 1971 Landeshauptmann

Friedrich Niederl wurde am 15. Juli 1920 in Treglwang geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Lassing, wo er vor dem Krieg als Landarbeiter arbeitete. Ab 1948 holte er die Matura nach und begann eine steile Karriere. 1960 wurde er Bezirkshauptmann von Feldbach, fünf Jahre später Agrar- und Wohnbaulandesrat. Josef Krainer sen. holte ihn dann in die Landesregierung, und nach dessen plötzlichem Tod 1971 trat Niederl an seine Stelle.

Mit 53,3 Prozent bestes Ergebnis für ÖVP

Für Niederl folgten Jahre des politischen Triumphes: Bei der Landtagswahl 1974 erzielte er mit 53,3 Prozent das beste ÖVP-Ergebnis aller Zeiten, auch vier Jahre später konnte er die absolute Mehrheit verteidigen. „Die Leute haben oft zu ihm gesagt, wir können die ÖVP nicht wählen. Da hat er gesagt, wählt doch mich“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP).

„Ein Menschenfischer im wahrsten Sinn des Wortes“

Er, Schützenhöfer, habe den Verstorbenen noch vor einem Monat am Krankenbett besucht und sei „dankbar, dass ich noch ein paar Sätze mit ihm reden konnte“. Niederl sei „ein Menschenfischer im wahrsten Sinn des Wortes“ gewesen, den immer „ein unkomplizierter Zugang zu den Menschen“ ausgezeichnet habe.

„Als Mensch, bei den Menschen“

Mit Friedrich Niederl verliere die Steiermark einen großen Politiker der Nachkriegszeit, sagt auch Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ): „Wir trauern um einen Politiker, der es verstand, als Mensch bei den Menschen und daher auch in der Bevölkerung sehr beliebt zu sein.“

Knapp vor seinem 60. Geburtstag trat Niederl 1980 zurück und übergab sein Amt an den Sohn seines Vorgängers - an Josef Krainer jr..

Stolz auf sein „Nicht-Politiker-Sein“

Nach einer bedingten Verurteilung im Zusammenhang mit der sogenannten „Bundesländer-Affäre“ zog sich Niederl Ende der 80er-Jahre weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. In einem seiner seltenen Interviews sagte er im Rückblick über seine politische Tätigkeit: „Ich war immer stolz darauf, dass ich als sogenannter Nicht-Politiker - ich bin ja nicht aufgewachsen in der Politik - die besten Wahlergebnisse bei zwei Wahlperioden in der Steiermark einfahren konnte.“

Zuletzt in Wien gelebt

Seinen letzten halb-öffentlichen Auftritt hatte Friedrich Niederl im Juli 2010: bei der Feier seines 90. Geburtstages mit Freunden in Schladming. Er lebte zuletzt in Wien und hinterlässt eine Frau, einen Sohn und mehrere Enkelkinder.