„Holt die Goschn“: Wirbel um YouTube-Video

Mit dem imitierten Dialekt eines Fleischers aus Mönichwald im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld hat die Band König Leopold einen YouTube-Hit gelandet. Der 54-Jährige findet das aber gar nicht zum Lachen und verlangt nun Schmerzensgeld.

„Kohlhauser“ heißt das Lied von König Leopold. Das Video auf YouTube hat mittlerweile Tausende Zugriffe, und der Radiosender FM4 spielt die Nummer beinahe schon im Powerplay. Das Lied ist eine Ansammlung imitierter oststeirischer Dialektfetzen, Kern der Refrain „Holt die Goschn“, offenbar auf die Diktion des Mönichwalder Fleischers Josef Kohlhauser gemünzt. Dazu singt die Truppe über „saubere Rostflecken“ in dessen Betrieb und 80 Hektar Grund, die der Fleischer, der „obkassiert hot“, verkauft habe, „wal er zvül piperlt hot“ - inklusive Wegbeschreibung zum Unternehmen von „Hoatberg“ nach „Miniwold“. Die Ortskenntnis dürfte familiär bedingt sein: Die Großmutter eines Bandmitglieds soll in Mönichwald wohnen.

"King Leopold" auf Youtube

Screenshot/ORF

„Ah, hör, dein Opa“

Laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ findet Kohlhauser die Sache allerdings gar nicht lustig: Die Nummer verbreitete sich über das Internet, „Holt die Goschn“ erklingt mittlerweile - speziell in Mönichwald - auf vielen Handys als Klingelton. „Die Enkelkinder trauen sich schon fast nicht mehr in die Schule“, klagt Kohlhauser in dem Bericht, „da heißt’s dann immer: ,Ah, hör, dein Opa.’“ Jüngst sei er mit seiner Frau im Wartezimmer beim Augenarzt gesessen, als plötzlich „Holt die Goschn“ aus den Lautsprechern in der Ecke tönte. Den Inhalt des Liedes dementiert der Fleischer: Er habe nie Grund verkauft, sagte er gegenüber der „Kleinen Zeitung“, „und ,Holt die Goschn’ sagt ja jeder ab und zu, oder?“

Bandreaktion: „G’lacht haben’s blöd“

Über seinen Anwalt verlangt er jetzt von der Band zehn Cent Schmerzensgeld pro Klick auf YouTube. Überdies müsse sein Name aus dem Text verschwinden. Laut Bericht habe er die Band auch schon angerufen, wenngleich mit geringem Erfolg: „G’lacht haben’s blöd.“

"King Leopold" auf Youtube

Screenshot/ORF

„Fiktive Person Kohlhauser“

Mittlerweile soll König Leopold in Deckung gegangen sein: Das Lied handle von einer fiktiven Figur Kohlhauser, sagt Bandmitglied Leo Riegler zur „Kleinen Zeitung“. Wenn sich der Mönichwalder Fleischer angesprochen fühle, sei das seine Sache. Die Band verdiene nichts an dem Lied, daher könne es auch kein Geld für Kohlhauser geben. „Dass das solche Kreise zieht, haben wir nicht erwartet“, wird Riegler zitiert. Dennoch nahmen sich die Musiker mittlerweile auch einen Anwalt.

Experte sieht keine strafbare Handlung

Der Jurist Matthias C. Kettemann, Spezialist für Internet-Recht an der Uni Graz, sieht in dem gegenständlichen Fall keine strafbare Handlung, wohl aber einen problematischen Verstoß gegen die Privatsphäre: „Es handelt sich offenbar um einen problematischen Eingriff in die Privatsphäre, eine klare strafbare Handlung, wie Verleumdung oder den Vorwurf einer verächtlichen Gesinnung kann ich jetzt aber auf den ersten Blick nicht ausmachen. Für Schmerzensgeld müsste wiederum eine tief gehende Verletzung der physischen oder psychischen Gesundheit vorvorliegen.“

„Don’t feed the troll“

Er hätte Kohlhauser geraten, sich außergerichtlich zu einigen, „damit das Ganze nicht noch an Bekanntheit gewinnt“ - ganz nach dem Motto: „‚Don’t feed the troll - den Troll nicht füttern‘, denn sonst bekommt der Provokateur genau das, was er sich wünscht, nämlich Aufmerksamkeit“, so Kettemann.

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