Kapelle entpuppt sich als einzigartiges Baujuwel

Die architektonische Gestalt der spätgotischen Heiligen-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur ist außergewöhnlich und laut Experten europaweit beispiellos. Die bauhistorische Untersuchung brachte nun unbekannte Wandmalereien und Inschriften zutage.

Die Kapelle im Süden der Stadt Bruck ist eine Besonderheit der spätgotischen Sakralarchitektur: Der Grundriss ist ein gleichseitiges Dreieck mit abgeschrägten Ecken, das Gebäude hatte drei gleichrangige Portale und darüber ebenso gleich große Fenster.

Kapelle in Bruck an der Mur

APA/Stadt Bruck/Mur

Geht es nach dem Obmann des Fördervereins, sollten die ersten Rückbauten in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt noch in diesem Frühjahr beginnen

Im Inneren befanden sich drei kleine Altäre, die jedoch im Zuge der Profanierung 1794 entfernt wurden, und ein Sternrippengewölbe überspannt den gesamten Innenraum. „Europaweit gibt es keinen vergleichbaren Bau“, so der Grazer Theologe Philipp Harnoncourt über das Gebäude, das seit 1955 im Eigentum der Stadt Bruck an der Mur steht.

Renovierung grundsätzlich zugestimmt

2011 rief Harnoncourt, nachdem er auf das zwischen 1495 und 1497 errichtete Baudenkmal aufmerksam geworden war, einen Förderverein und eine Rettungsaktion ins Leben. Mittlerweile hat der Gemeinderat der Stadt einer Renovierung grundsätzlich zugestimmt und die Untersuchung der Bausubstanz finanziert.

Malereien und Inschriften entdeckt

Laut dem Grazer Bauforschungsbüro Zechner habe man besonderes Augenmerk auf jene Bauzonen gerichtet, die nach der Profanierung 1794 - als man Zwischengeschoße in den Kapellenraum einzog, um ihn als Wohn- und Gasthaus zu nutzen - verändert wurden.

Neben originalen bisher verdeckten Architekturelementen sei man unter anderem auf zahlreiche historische Putz- und Farbfassungen sowie Wandmalereiinschriften gestoßen. Vor allem von den Inschriften, die weiter freigelegt werden sollen, erhofft man sich weitere Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte und die Bauherren. Die Erforschung der Kapelle sei daher „nicht am Ende, sondern gerade erst am Anfang“, so Harnoncourt.

Kapelle statisch gut erhalten

Philipp Harnoncourt zeigte sich besonders über die erhobenen guten statischen Verhältnisse der Kapelle erfreut: „Das Gebäude scheint stabil und fest zu sein, so dass wir daran denken können, das ursprüngliche Raumgefüge wiederherzustellen.“

Basierend auf den Untersuchungsdaten werde jetzt ein Kostenvorschlag für die Renovierung erstellt. „Dann können wir uns konkret um die Suche nach Sponsoren aus der Wirtschaft machen“, so Harnoncourt, der überzeugt ist: „Was sechs Bürgern der Stadt vor mehr als 500 Jahren so eindrucksvoll gelungen ist, muss auch heute möglich sein, wenn sich wiederum unternehmerische Persönlichkeiten zum gemeinsamen Werk entschließen“, so Harnoncourt. Der Theologe hat bereits einen Vorschlag zur Revitalisierung der Kapelle erarbeitet - als „Denkmal für die Umwelt - Erde, Wasser, Luft“.

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