ÖDK-Kühlturm in Voitsberg ist Geschichte

Seit Mittwoch ist Voitsberg um ein Wahrzeichen ärmer: Der 100 Meter hohe Kühlturm des einstigen ÖDK-Kraftwerks wurde mit Baggern abgetragen. In den nächsten Monaten soll entschieden werden, was künftig auf Areal passiert.

Das Voitsberger ÖDK-Braunkohlekraftwerk wurde 2006 stillgelegt. Zwei Jahre später erwarb es der Industrielle Mirko Kovats, der es als Steinkohlekraftwerk wieder in Betrieb nehmen wollte. Aus diesen Plänen wurde nach der Kovats-Pleite aber nichts, und so kaufte im Jänner die Porr Umwelttechnik das Kraftwerk. Seit dieser Zeit ist klar, dass das Kraftwerk abgerissen wird.

ÖDK Voitsberg

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Der Kühlturm vor dem Abriss

Abriss „keine große Herausforderung“

Laut Martin Taborsky, dem zuständigen Projektleiter der Porr, ging der Abbruch am Mittwoch planmäßig über die Bühne: „Die Bagger haben alle sieben Meter in der Fallrichtung Schlitze in den Kühlturm gemacht und so das Bauwerk geschwächt. Im Anschluss ist ein Stahlseil um diesen Kühlturm gewickelt worden - Bagger haben dann angezogen, und schlussendlich ist der Kühlturm in sich zusammengebrochen.“

Abriss des ÖDK-Kühlturms

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Auch eine Sprengung war in Erwägung gezogen worden, doch da der Kühlturm bereits zuvor komplett ausgehöhlt worden war, war der vergleichsweise dünne Mantel keine große Herausforderung - das gesamte Prozedere habe nur etwa zehn bis 15 Minuten gedauert, so Taborsky. Die Gemeinde hat auch ein Video (Youtube) vom Abriss online gestellt.

Mit Spezialwerkzeug und riesigen Scheren werden die Teile nun in den kommenden Wochen zerkleinert. Während die Betonbrocken wieder in Bauwerke eingearbeitet werden sollen, werden etwa 700 bis 800 Tonnen Altmetall zum Recycling gebracht; anschließend werde das Material an Stahlwerke geliefert und wiederverwertet.

Gemeinde hofft auf Industriepark

Innerhalb der nächsten Monate will die Porr AG entscheiden, wie es mit dem 250.000 m2 großen Gelände weiter geht. Der Voitsberger Bürgermeister Ernst Meixner (SPÖ) hofft, dass eine Art Industriepark realisiert werden kann: „Wir werden uns in den nächsten Wochen zusammensetzen und eine Art Planung überlegen. Ich geh’ davon aus, dass die Firma Porr schon einiges im Hinterkopf hat, und natürlich ist auch die Region an Grundstücksflächen interessiert. Es ist Industriegebiet, und man wird versuchen, viele kleinere Betriebe dorthin zu bringen, die in jeder Hinsicht relativ emissionsgering sind.“ Laut Taborsky gibt es mehrere Ideen und auch Interessenten, die das Areal erwerben wollen.

Der größte Rückbau Österreichs

Der weitere Fahrplan rund um den Abbau des Kraftwerks ist dagegen klar: In den kommenden ein bis zwei Monaten werde entschieden, ob auch das ebenfalls etwa 100 Meter hohe Kesselhaus verschrottet oder als Ganzes verkauft wird, so Taborsky; weiterhin angedacht ist die Sprengung des 180 Meter hohen Schlots im Spätsommer 2014.

Insgesamt gilt es rund 200.000 Tonnen Stahlbeton und etwa 40.000 Tonnen Metalle für eine Nachnutzung aufzubereiten. Mehr als 90 Prozent des Abbruchmaterials soll laut Porr wiederverwertet werden. Die Hauptarbeiten an den Blöcken I und II sollen plangemäß Ende 2013 abgeschlossen sein. Das Kraftwerk Voitsberg ist nach Angaben des Unternehmens das derzeit größte Rückbauprojekt in Österreich.