Steirer auf der Jagd nach Tornados

Viele Videos dokumentieren den schweren Tornado, der am Montag die US-Kleinstadt Moore verwüstet hat - viele stammen von sogenannten „Storm Chasers“ - Sturmverfolgern. Unter ihnen sind aktuell auch drei Steirer.

Bis 4. Juni sind die drei Steirer Herfried Eisler, Matthias Binder und Martin Fasching sowie der Kärntner Andreas Lerchbaumer - alle Mitglieder des privaten Vereins Skywarn Austria - auf einer Tournadotour in den USA. Die Unwetterjäger fliehen nicht vor den gefährlichen Wirbelstürmen, sondern fahren ihnen hinterher, oftmals unter Einsatz ihres Lebens, um die Naturereignisse zu beobachten und dokumentieren.

Tornado

APA/Matthias Binder/Skywarn Austria

Die „Tornado-Gasse“

Die „Tornado Alley“ bezeichnet einen bestimmten Bereich im Mittleren Westen der USA, in dem die Wahrscheinlichkeit für Wirbelstürme besonders hoch ist - sie gilt unter den Wetterbegeisterten als Eldorado der Unwetter.

„Es hat nur noch rot geblinkt“

Den schweren Tornado, der am Montag die US-Kleinstadt Moore vor den Toren der Metropole Oklahoma City verwüstet und mindestens 24 Menschen getötet hat - mehr dazu auch in Verheerende Bilanz nach Monstertornado (news.ORF.at) - haben die Hobby-Meteorologen nicht „live“ miterlebt. „Ich bin heilfroh, dass wir nicht dort waren“, so Binder: „Wir haben das am Radar gesehen, plötzlich hat es nur noch rot geblinkt.“

„Die Königsdisziplin“

Der 33 Jahre alte Chemieingenieur ist bereits zum fünften Mal auf Tornadojagd in den USA: Dort Unwetter zu jagen und zu dokumentieren, sei „die Königsdisziplin“. Ausgerüstet mit Wetterradar, Laptop mit Internet, Foto- und Filmkameras sowie Windmesser legt das Quartett pro Tag bis zu über 1.000 Kilometer auf der Suche nach den Wetterphänomenen zurück, sagte Binder. Erst am Sonntag zog ein Tornado über den Ort Shawnee im Staat Oklahoma, zwei Menschen starben dabei - bei diesem Wirbelsturm waren die vier Österreicher live dabei und haben ihn umfangreich dokumentiert.

Tornado

APA/Herfried Eisler

„Das bekommt man nie mehr aus dem Kopf“

Auch wenn „Tornados einigermaßen berechenbar sind, bleibt immer ein gewisses Restrisiko“, sagt Binder. Der 33-Jährige näherte sich im Vorjahr einem Tornado auf 200 Meter: Dies sei „unglaublich gewesen, Tornados haben ein eigenes Geräusch, das bekommt man nie mehr aus dem Kopf“, erzählt der „Tornado Hunter“ begeistert.

„Entscheidet oft über Leben und Tod“

Insbesondere in den USA greifen auch Meteorologen und Einsatzkräfte auf Daten der „Storm Chasers“ zurück: „Sie sind die einzigen, auf die sich die Leute in Amerika verlassen können“, sagt Binder, denn nur sie können sehen, ob ein Tornado am Boden ist - am Radar ist das nicht ersichtlich. Ihre Informationen werden sofort weitergeleitet und von den Behörden daraufhin entsprechende Warnungen veranlasst. „Das entscheidet oftmals über Leben und Tod“, so Binder.

In den USA gibt es „Storm Chasers“-Organisationen bereits seit den 70er-Jahren. Die Grundidee dabei ist, auf Unwetterereignisse geschulte, freiwillig arbeitende Spotter (Beobachter) auszubilden. Auf diesem Prinzip beruht auch das System von Skywarn Austria, das 2003 gegründet wurde - es ist der größte heimische Wetterverein, der sich mit der Unwetterbeobachtung und -warnung beschäftigt.

Mehr als 130 Vereinsmitglieder und hunderte weitere freiwillige Wetterbeobachter und Hobby-Meteorologen sind daran beteiligt. Der Verein arbeitet auch eng mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und dem Flugwetterdienst der Flugsicherheitsbehörde „Austro Control“ zusammen.

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