Älteste Gräber der Steiermark entdeckt

Auf dem Bockberg bei Wildon 20 Kilometer südlich von Graz haben Archäologen die mit rund 6.000 Jahren ältesten Gräber der Steiermark entdeckt. Wie der Verein „Kulturpark Hengist“ am Montag mitteilte, stammen die Grabreste aus der frühen Kupferzeit.

Die archäologische Ausgrabung, die im Sommer des Vorjahres über ein Beschäftigungsprojekt mit archäologischen Hilfskräften durchgeführt wurde, setzte bei einer Steinformation an, wo schon in der Vergangenheit Keramikfragmente gefunden worden waren.

Symbolbild Ausgrabungen

APA/Carmen Jaspersen

Der Verein „Kulturpark Hengist“ hat die Grabungen im Auftrag des Bundesdenkmalamtes durchgeführt.

Schädelreste in Urne gefunden

Zweck und Datierung der quadratisch angeordneten Steinsetzung aus Leitha-Kalk konnten zwar nicht geklärt werden, man stieß aber auf Reste von Feuerbestattungen. Auffälligstes gefundenes Artefakt war eine in etwa zur Hälfte erhaltene Knickwandschüssel aus Keramik, die eine charakteristische Form der Lasinja-Kultur in der frühen Kupferzeit darstellt. In dieser als Urne verwendeten Schüssel befanden sich Reste eines verbrannten Schädels eines jüngeren Mannes.

„Wissenschaftliche Sensation“

„Dieser überraschende Befund stellt eine wissenschaftliche Sensation dar, belegt er doch die erste gesicherte - wenn auch leider zerstörte und verlagerte -jungsteinzeitliche bzw. kupferzeitliche und somit älteste Grablege der Steiermark“, erklärte Grabungsleiter Christoph Gutjahr. Zwar sind an die 120 kupferzeitliche Siedlungen bekannt, bisher konnte aber noch kein einziges korrespondierendes Grab entdeckt werden.

Um rund 3.000 Jahre älter

Wie mit der C-14-Methode nun nachgewiesen werden konnte, sind zwei Bestattungen vom Bockberg in die Zeit zwischen 4230 und 3970 v. Chr. zu datieren. Sie sind damit um rund 3.000 Jahre älter als die zwei bisher ältesten bekannten spätbronzezeitlichen Gräber aus dem Gräberfeld von Kainach bei Wildon sowie vom Karmeliterplatz in Graz (ca. 1250 v. Chr.).

Eine Verbindung der Gräber zu der wenige hundert Meter oberhalb gelegenen und bereits 1924 bis 1926 untersuchten kupferzeitlichen Siedlung auf der Steinmaisspitze am Bockberg ist laut Gutjahr anzunehmen.

Nur fünf Bestattungen bekannt

Kupferzeit ist der spätesten Abschnitt der Jungsteinzeit, in dem die Kupfergewinnung und -verarbeitung einsetzten.

Aus der frühen beziehungsweise der beginnenden Kupferzeit - dem sogenannten Epi-Lengyel-Horizont - sind in Österreich insgesamt nur fünf Bestattungen bekannt. Erst unlängst wurde auf dem Kanzelkogel bei Gratkorn nördlich von Graz eine Siedlung ergraben, die den ältesten Nachweis autochthoner Kupfermetallurgie in der Steiermark erbrachte.

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