Wölfe besiedeln wieder die Steiermark

In den vergangenen Monaten sind in der Steiermark wieder mehrere Wölfe gesichtet worden. Im Murtal dürfte ein Tier mehrere Rehe gerissen und eine Kuhherde angegriffen haben. Die Wölfe wandern zum Teil zu, werden aber auch illegal ausgesetzt.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts sind in Österreich die letzten Wolfspopulationen durch intensive Bejagung erloschen. Seit einigen Jahren besiedeln Wölfe aber vor allem wieder die Steiermark. Bereits 2006 wurden im Obdacher Raum Wölfe gesichert, später dann auch in Oberweg und in Neumarkt.

Zehn Schafe in Oberweg gerissen

Allein im Bereich Oberweg wurden zehn Schafe Beute der Tiere. In Obdach rissen sie zwei Stück Rotwild. In den vergangenen Monaten wurde im Großraum Gaberl-Grössing zumindest ein Wolf von einer Wildkamera festgehalten. Das Tier soll mehrere Rehe gerissen und eine Kuhherde angegriffen haben. Wölfe wurden auch im Gleinalm-Gebiet, auf dem Wechsel sowie in Stanz im Mürztal gesichtet.

Der Murtaler Bezirksjägermeister Jörg Regner bestätigte mehrere Sichtungen, auch mittels Wildkameras: „Die Wolfssichtungen waren zum Großteil südlich der Mur im Gleinalm-Gebiet. Wir haben festgestellt, dass es sie im Hegegebiet Rachau und Glein und auch im Hegegebiet Lobming gegeben hat.“

Illegal ausgesetzt: Jäger verdächtigen Tierschützer

Die Tiere dürften zum Teil aus Polen und Italien zugewandert sein. Während die Jäger mit der natürlichen Zuwanderung kein Problem haben, hat Landesjägermeister Heinz Gach aber auch den Verdacht, dass Tierschutzorganisationen Wölfe illegal aussetzen: „Dieser Verdacht steht im Raum. Das gehäufte Auftreten von diesen Wildtieren; da vermuten einige, dass das nicht nur durch Zuwanderung passiert, sondern dass hier mögliche Aussetzungen stattgefunden haben oder auch stattfinden.“

Wölfe, Murtal

APA/Patrick Pleul

Die Landwirtschaft sieht die Nutztiere durch die Wölfe in Gefahr

Da der Wolf eine „prioritäre Wildart“ und daher strengstens geschützt ist, sind den Jägern die Hände gebunden. Daher ist in Zukunft auch mit der Gründung von Wolfsrudeln zu rechnen. Das sei nicht nur für Wildtiere, sondern vor allem für Nutztiere wie Schafe und Kälber eine große Gefahr, sagt Matthias Kranz von der Landwirtschaftskammer Knittelfeld: „Wir müssen da gemeinsam mit der Jägerschaft Initiativen ergreifen. Das ist natürlich schwierig, aber da hat natürlich der Schutz der landwirtschaftlichen Produktion der Tiere aus meiner Sicht Vorrang.“

Managementplan erstellt

„Bei aller Liebe zu den Tieren, aber wenn die Folgen und die Schäden größer werden und das wirklich auf den Wolf zurückzuführen ist, dann muss man sich zusammensetzen und gemeinsam eine Entscheidung treffen“, so Kranz. Als erste Maßnahme wurde von der länderübergreifenden Koordinierungsstelle Bär, Wolf und Luchs bereits ein Wolfmanagementplan erstellt.

Im Normalfall stellen die meist scheuen Wölfe für den Menschen auch keine Gefahr dar, aber es habe bereits Angriffe auf Menschen gegeben, sagt Landesjägermeister Gach: „Vor allem wenn der Mensch in Begleitung eines Hundes unterwegs ist, gibt es nachgewiesene Angriffe. Der Wolf blendet den Menschen dann aus, greift den Hund an und tötet den auch.“

Umweltschützer dementieren Vorwürfe

Der WWF wies die Verdächtigungen in einer Aussendung zurück und forderte ein Ende „der Hetze auf geschützte Tierarten“. Es sei nicht notwendig, illegal Wölfe auszusetzen: „Sie kommen von selbst zurück, weshalb man Wege des Zusammenlebens finden und geeignete Maßnahmen treffen muss, statt diesen Wildtieren ihr Daseinsrecht abzusprechen“, erklärte Christian Pichler. Man erinnere auch daran, dass seitens der Jägerschaft immer wieder betont werde, auf natürlichem Weg zuwandernde Beutegreifer, wie Wolf und Bär, seien willkommen.

Naturschutz weist Unterstellung ebenfalls zurück

Gegen die Unterstellung, an illegalen Aussiedelungen beteiligt zu sein, wehrt sich auch Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes Steiermark: „Was von uns angeblich alles freigesetzt wird, von Bären bis zu Fischottern. Ich möchte wissen, wo es diese Zuchtstationen gibt“. Zahme Wölfe auszuwildern sei überhaupt rundweg abzulehnen, weil nicht mehr scheue Tiere tatsächlich ein Gefahrenpotenzial darstellten, so Gepp.