Pestizide: Verbot für Hobbygärtner gefordert

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft dürfte schon bald Geschichte sein. Doch den steirischen Grünen geht das nicht zu weit: Auch Privatanwender sollen in Zukunft keine Chemie mehr einsetzen dürfen.

Was in der Landwirtschaft in Zukunft verboten ist, ist im Heimgarten zu Hause nach wie vor erlaubt - der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel. Kaufen kann diese jedermann selbst, völlig legal im heimischen Baumarkt.

Verbot zuletzt 2011 gefordert

Schon mehrmals scheiterten die steirischen Grünen, ein Verkaufsverbot von Mitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat zu verbieten - in Dänemark etwa sei eine Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft nur erlaubt, wenn der Anwender nachweisen kann, dass die Oberflächen- und das Grundwasser nicht über den Trinkwassergrenzwert belastet werden, so die Grünen.

Dass in heimischen Baumärkten immer noch chemisch-synthetische Pestizide gekauft werden können, stößt den steirischen Grünen sauer auf. Landtagsabgeordneter Lambert Schönleitner etwa fordert, dass die Politik die Augen vor dem Gift nicht verschließt.

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Experte: Keine Gefahr

Dem widerspricht Stephan Waska vom Gartenbauverein Bruck an der Mur vehement: Der Experte forscht laut eigenen Angaben seit rund 40 Jahren an genau diesem Thema. Nach seinen Angaben gehe für den Konsumenten von derzeit am Markt erhältlichen chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln keine Gefahr aus.

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„So giftig wie Kochsalz“

Zudem seien Pestizide in der Landwirtschaft und Pestizide im Heimgarten nicht vergleichbar, so Waska: Es handle sich um gänzlich verschiedene Mittel. Heute erhältliche Pestizide seien sogar harmloser als Geschirrspülmittel, die Giftigkeit wäre vergleichbar mit Kochsalz, Haarshampoo oder Haarfärbemittel. Um eine tödliche Dosis zu erreichen, müsste man einen Viertelliter eines Pflanzenschutzmittel-Konzentrats trinken, so Waska; eingesetzt würde aber bloß rund ein Hundertstel davon.

Rückholaktion bei Bellaflora

Dennoch finden Konsumenten in den Filialen der österreichischen Gartenfachmarktkette Bellaflora seit Februar keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel mehr vor. Begründet wird dies mit der Nachhaltigkeit: Es sei wichtig zu handeln und nicht auf gesetzliche Regelungen zu warten, so Bellaflora-Nachhaltigkeitsbeauftragte Isabella Hollerer.

Daher wurden rund 50 chemisch-synthetische Produkte aus den Regalen genommen und durch rein biologische ersetzt. Herbert Payer, ein Verkaufsleiter von Bellaflora, sagt, die Funktionsweise der rein biologischen Pflanzenschutzmittel sei die selbe; um die Kunden zu einem Umstieg zu motivieren, habe man eine Rückholaktion der chemischen Mittel samt Tausch durchgeführt.

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„Weil sie keine Ahnung haben“

Ein tatsächliches Verbot könne laut den Grünen nur vom Landtag durchgesetzt werden - laut dem Experten Stephan Waska eine überzogene Forderung: „Weil sie keine Ahnung haben. Es gibt sogar biologische Mittel, die giftiger sind als konventionelle Mittel." Wichtig sei aber, die jeweilige Wartezeit zwischen Pestizideinsatz und Ernte bzw. Konsum von Produkten aus dem Heimgarten abzuwarten - diese bewege sich je nach Mittel zwischen drei und 21 Tagen.

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