Schwanberg-Vorfälle seit 2006 bekannt

Am Mittwoch steht ein Pfleger, der im Pflegeheim Schwanberg einen Behinderten misshandelt haben soll, vor Gericht. Laut den Grünen waren die Vorfälle der KAGes bereits 2006 bekannt - diese bestätigt: Es gab eine - ergebnislose - Untersuchung.

Ein Pfleger soll im Pflegeheim Schwanberg einen Behinderten unter Wasser gedrückt und getreten haben, so lautet die Anklage - am Mittwoch muss er sich vor Gericht verantworten. Das Verfahren gegen fünf weitere Mitarbeiter wurde aus Mangel an Beweisen oder wegen Verjährung eingestellt - mehr dazu auch in Missbrauch: Pfleger bekennt sich nicht schuldig (31.7.2012).

Krankenschwester nach Meldung entlassen

Vor Prozessauftakt legten nun die Grünen Protokolle vor, die belegen, dass die Misshandlungen der KAGes bereits 2006 bekannt waren, jedoch erst 2010 an die Öffentlichkeit kamen. Eine Krankenschwester hatte die Vorfälle 2006 gemeldet, worauf sie entlassen wurde - einige Tage später wurde sie jedoch wieder eingestellt.

Landespflegeheim Schwanberg

APA/ Markus Leodolter

Ein Pfleger soll einen Behinderten unter Wasser gedrückt und getreten haben

Vor allem ihren direkten Vorgesetzten belastete sie, so die Grüne-Landesabgeordnete Ingrid Lechner-Sonnek: „Es geht da konkret um Tritte und auch um herabsetzende Äußerungen, Beschimpfungen, und der Erfolg war, dass sie umgehend entlassen worden ist. Sie ist dann auf Vermittlung eines Betriebsrates nach ein paar Tagen wieder eingestellt worden, aber sie hat dann im Endeffekt auch wieder nur eine Kopfwäsche bekommen. Was ich besonders kritisiere: Niemand hat diese Meldungen, die sie gemacht hat, auch nur überprüft und geschaut, ob da eine Substanz dabei ist. Das ist auch nicht verjährt, und ich denke mir, das Gericht wird sich sicher auch damit befassen.“

Verbesserung des Fehlermanagements gefordert

Laut der Grünen liegen die Aufzeichnungen der Krankenschwester der Staatsanwaltschaft vor; Aufgabe des Gerichts sei nun die strafrechtliche Aufklärung des Falles. Auch die KAGes sei gefordert, da deren Rechtsabteilung bereits 2006 informiert worden sei - das zeigen die Protokolle laut Lechner-Sonnek.

Sie fordert, die Verfehlungen KAGes-intern lückenlos aufzuklären und das Fehlermanagement zu verbessern, „und wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter einen Fehler aufzeigt, dann erwarte ich mir von den Krankenanstalten, dass man sich das sofort genau anschaut, dass man den Dingen nachgeht, dass man zum Ziel hat, dass solche Situationen nicht mehr passieren. Und jene, die das aufzeigen, die kann man nicht dann mobben und fertig machen, sondern man soll dankbar sein für die Zivilcourage, die sie aufbringen.“

KAGes: Vorwürfen nachgegangen, aber keine Hinweise

Bei der KAGes bestätigt man, bereits 2006 über mögliche Missstände informiert worden zu sein, und man sie damals diesen Vorwürfen auch nachgegangen, sagt Direktor Ernst Fartek: „Im Jahr 2006 hat eine Mitarbeiterin des Landespflegezentrums Schwanberg bei einem Vorgesetzten eine Meldung bezüglich angeblicher Misshandlungen eines Pfleglings eingebracht. Daraufhin wurden dann elf weitere Mitarbeiterinnen der betroffenen Station befragt, es haben sich aber keine weiteren Hinweise ergeben. Auch in den Pflegeprotokollen hat sich diesbezüglich kein Eintrag gefunden.“

Laut Fartek wurde diese Untersuchung von der Personalabteilung und von den Vorgesetzten in Schwanberg geführt. Auf die Frage, ob man damals vielleicht nicht genau genug geschaut habe, meinte er am Dienstag: „Das würde ich aus der heutigen Sicht weder dementieren noch bestätigen können.“

Das Pflegeheim Schwanberg soll bis 2017 aufgelassen und verkauft werden - mehr dazu auch in Pflegeheim Schwanberg wird geschlossen (13.3.2012).