Trockenheit: Notverkäufe und Ernteausfälle

Immer mehr Regionen leiden unter akuter Trockenheit. Besonders betroffen ist der Bezirk Murtal: Viele Wiesen sind vertrocknet, die Futter-Vorräte gehen zu Ende. Die Bauern stehen vor Notverkäufen, und es gibt Ernteverluste von bis zu 100 Prozent.

Die anhaltende Trockenheit lässt die Pegel der Flüsse, Bäche und des Grundwassers sinken, zugleich steigt die Waldbrandgefahr akut an - mehr dazu in Hitze: Wenig Grundwasser, hohe Brandgefahr.

Enormer Schaden für die Landwirtschaft

Im Bezirk Murtal hat es seit Wochen keinen Tropfen mehr geregnet - es ist die größte Trockenheit im Aichfeld seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1963, sagt Matthias Kranz, Bezirksobmann der Landwirtschaftskammer Murtal. Der Schaden in der Landwirtschaft sei bereits enorm.

Rinderbauern leiden unter Trockenheit

ORF

„Ich weiß nicht, was ich tun soll“

In St. Marein bei Knittelfeld etwa zeigt der Landwirt Peter Russold Experten der Landwirtschaftskammer ausgetrocknete Wiesen. Die Situation sei dramatisch, so Russold: „Ich weiß nicht, was ich tun soll, wie wir unser Vieh heuer über den Winter bringen sollen. Wir müssen jetzt schon das neue Futter verfüttern, Wasser gibt es fast keines. Wir sind ein Betrieb mit elf, zwölf Kühen. Drei geb ich in der nächsten Woche her, was ich mit den anderen tue, weiß ich nicht. Das sind Notverkäufe.“

Tausende Rinder vor Verkauf

Mehr als 2.000 Bauern in der Region Murtal überlegen bereits Rinder-Notverkäufe.

Die Grünland- und die Rinderbauern seien besonders betroffen, bestätigt Kranz. Auf den Almen versiegen Quellen, viele Bauern müssen ihr Vieh aufgrund der Futterknappheit bereits jetzt abtreiben - auch das führt zu Notverkäufen: „Wir liegen bei 50.000 Rindern. Wenn die Bauern nur zehn Prozent abtreiben müssen, sind das 5.000 Rinder, die zusätzlich den Markt belasten“, so Kranz.

Große Ernteverluste

Außerdem gibt es Ernteverluste für den zweiten oder dritten Futterschnitt bei der Heumahd von bis zu 100 Prozent. Betroffen sind aber auch andere Kulturen: „Bei den Kartoffeln werden nur mehr kleine, wir sagen Sauererdäpfel dazu - die sind für den Konsum aber nur mehr schwer verwertbar. Bei den Rüben, beim Kürbis, beim Mais gibt es massive Schäden. Die sind zwar versicherbar, aber die beste Versicherung wäre Regen“, so Kranz.

Viehpreis vor Verfall

Eine weitere Belastung für die betroffenen Bauern sei, dass der Viehpreis bereits zu fallen drohe, sagte Kranz.

Konkret fordert die Interessensvertretung der Bauen von der Politik Zuschüsse aus dem Katastrophenschutz-Fonds: „Unterm Strich brauchen wir auch die öffentliche Hand. Aus dem Katastrophenfonds erwarte ich mir schon einen Zuschuss für den Futterzukauf“, meint Kranz.

Banges Hoffen auf Regen

Vor allem hoffen die Bauern im Murtal jetzt auf eine Wetteränderung. „Wir haben eine Situation, die es seit 50 Jahren schon nicht mehr gegeben hat. Wir hatten im Vorjahr im Juli einen Niederschlag von 264 Liter pro Quadratmeter. Heuer haben wir in gewissen Katastralgemeinden null“, so Kranz. Stimmen die Wettervorhersagen, dann wird sich die Lage in den nächsten Tagen im Aichfeld noch verschärfen - denn es sind, abgesehen von ein paar Wärmegewitter, in der gesamten Steiermark keine größeren Regenmengen zu erwarten.

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