Hitze macht Kartoffelernte unmöglich

Hitze und Trockenheit betreffen immer mehr steirische Regionen und Bauern. Die Rinderbauern sprechen von Notverkäufen, die Kartoffelbauern leiden, weil die Ernte beinahe unmöglich ist. Die LK will Katastrophenfonds-Hilfe für betroffene Bauern.

Ernte-Einbußen bis zu 100 Prozent, Notverkäufe von Rindern, weil es wegen der Trockenheit kein Futter mehr gibt: Die Situation für die Bauern im Murtal ist dramatisch - mehr dazu auch in Trockenheit: Notverkäufe und Ernteausfälle.

Landwirt vor durch Trockenheit aufgerissenem Boden

APA/ Patrick Pleul

In den nächsten Tagen sind in der gesamten Steiermark keine größeren Regenmengen zu erwarten - mehr dazu auch in wetter.ORF.at (Steiermark-Prognose)

„Boden wie Beton“

Aber auch auf den sandigen und schottrigen Böden des Grazer und des Leibnitzerfeldes stellen die Pflanzen aufgrund des Wassermangels ihr Wachstum ein. Bei den Kartoffeln ist zudem auch die Erntemacht das auch die Ernte schwierig, sagt Alois Kowald, ein betroffener Bauer: „Durch die heftigen Niederschläge und den vielen Regen im Frühjahr wurde der Boden festgeschwemmt, nun ist durch die Trockenheit und die Hitzeeinstrahlung dieser Boden wie Beton. Es ist technisch geradezu unmöglich -händisch sowieso nicht - die Kartoffel aus dem Boden zu kriegen.“

Unter starker Staubentwicklung wird ab 5.00 Uhr Früh mit Mundschutz geerntet, um wenigsten den dringenden Bedarf der täglichen Versorgung mit frischen Kartoffeln für die Handelsketten und die Konsumenten sicherzustellen, sagt Kowald.

Kartoffel für Fast-Food-Pommes zu klein

Andere Absatzmöglichkeiten brechen überhaupt ein: So müssen Kartoffel, die an eine große Fast-Food-Kette zur Pommes Frites-Erzeugung geliefert werden, eine gewisse Größe vorweisen, sagt Kowald: „Von uns wird verlangt, eine entsprechend große Kartoffel abzuliefern, damit etwa ein Drittel der fertigen Pommes Frites mehr als zehn Zentimeter haben, um ein vergnügliches Essen mit mehreren Bissen zu haben.“ Heuer kann das aber nicht geliefert werden, „was bedeutet, dass wir eine schwer preisreduzierte sozusagen Entsorgung anstreben müssen. Wohl hat uns die Firma zugesagt, dass sie abnehmen werden, aber es ist der Ertrag bei weitem nicht kostendeckend“.

Großes Defizit zu erwarten

Von Anbau bis zur Verkaufsfähigkeit kosten Kartoffel den Bauern zwischen 3.500 und 4.000 Euro pro Hektar, was in normalen Jahren rund zwei Drittel des Erlöses ausmache - heuer mit nur halb so viel Ernte werde man ein großes Defizit einfahren, sagt Kowald.

Er plädiert wie auch die obersteirischen Landwirtschaftskammer-Funktionäre für Geld aus dem Katastrophenfond: In dieser Notsituation gehe es um die Existenzen vieler bäuerlicher Betriebe.

Seitinger, Voves, Schützenhöfer: Bund soll helfen

Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) fordern unterdessen Soforthilfemaßnahmen vom Bund: Vor allem soll jenen Betrieben unter die Arme gegriffen werden, bei denen Schäden nicht durch Versicherungen gedeckt sind.

„Wir sind gerade dabei, die Schäden aufzunehmen und uns einen umfassenden Überblick zu verschaffen“, so Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP). Er schlägt vor, die Bunderegierung solle als Sofortmaßnahmen ÖPUL-Ackerblühflächen und Biodiversitätsflächen zur Beenrtung freigeben, Agrarinvestitionskredits stunden und den Katastrophenfonds für Futterzukäufe öffnen. Seitinger wird sich nun gemeinsam mit Voves und Schützenhöfer an den zuständigen Bundesminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) wenden.

LK-Präsident: Bauern brauchen rasch Hilfe

Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark, verlangt Hilfe aus dem Katastrophenfonds für geschädigte Grünlandbauern und fordert, dass Futter von Ackerblühflächen und Biodiversitätsflächen verfüttert werden darf. „Die heimischen Bauern haben ein extrem schwieriges Jahr zu bewältigen. Nach dem kalten, feuchten Frühjahr folgt jetzt eine bedrohliche Hitzeperiode. Für viele Bauern ist die Ernte in Gefahr - sie brauchen jetzt rasch Hilfe“,so Wlodkowski.

„Angespannt ist die Lage auch für Ackerkulturen, insbesondere Mais, Ölkürbis und Soja auf schottrigen, sandigen Böden. Hier sind bereits unterschiedlich große Schäden zu verzeichnen. Es ist zu erwarten, dass die Ernte hier insgesamt unterdurchschnittlich ausfallen wird. Nur zum Teil wurden Dürreversicherungen für diese Kulturen abgeschlossen“, erklärte der LK-Präsident.