Hitzefrei für Bauarbeiter

Bei Temperaturen bis zu 39 Grad stoßen auch hitzeerprobte Bauarbeiter an ihre Grenzen. Für sie gilt seit heuer eine neue Arbeitszeitregelung: Sie bekommen ab 35 Grad hitzefrei, wenn ihnen kein kühlerer Arbeitsplatz geboten werden kann.

Asphalt Hitze

APA/Hans Klaus Techt

Ganz Österreich stand am Wochenende im Zeichen hochsommerlicher Temperaturen, und auch am Montag wird es wieder heiß - gleichzeitig wird vor einer aufziehenden Gewitterfront gewarnt - mehr dazu auch in Ganz Österreich stöhnt unter der Hitze (news.ORF.at)

Temperaturen über 35 Grad gelten als Schlechtwetter - zumindest für Bauarbeiter: Laut neuem Kollektivvertrag bekommen Bauarbeiter dann frei, wenn ihre Arbeit nicht an einen kühleren Ort verlagert werden kann. Da aber eine Baustelle meist nicht einfach in den Schatten verlegt werden kann, bekommt ein Bauarbeiter in den Stunden, die ihm durch die Hitze entfallen, 60 Prozent seines eigentlichen Lohnes - genau wie etwa bei starkem Regenwetter.

60 Prozent für’s „Nichtstun“

Alexander Pongratz, Sprecher der Bauwirtschaft in der Steiermark, erklärt: „Diese Regelung ist ein großer Vorteil für die Arbeitnehmer - für’s ‚Nichtstun‘ bekommen sie 60 Prozent ihres Lohnes. Diese werden aus der Schlechtwetterkasse über die Bauarbeiter-Urlaubskasse gezahlt. Um sein Taggeld zu bekommen, muss ein Arbeiter allerdings mindestens drei Stunden auf der Baustelle anwesend sein.“

„Win-Win-Situation“ für beide Seiten

Dass Bauarbeiter bei extremer Hitze nicht weiter arbeiten müssen, ist laut Pongratz nicht nur für die Arbeitnehmer ein Vorteil: „Es ist sozusagen eine Win-Win-Situation, auch der Arbeitgeber profitiert von der neuen Regelung. Schließlich muss er Arbeitern, die wie jeder andere in der Hitze nicht die volle Leistung erbringen können, nicht den vollen Lohn auszahlen.“

Nicht alle Arbeiter wollen hitzefrei

Einigen Arbeitern ist der sogenannte „60er“, den sie für die entfallenen Arbeitsstunden bekommen, aber zu wenig, so Pongratz, weshalb sie trotz enormer Hitze am Bau bleiben. Für diesen Fall gibt es von den Bauunternehmen in Kooperation mit der AUVA Schulungen hinsichtlich der Hitze; zusätzlich stellen die Baufirmen den Arbeitern Sonnenschutzbrillen und Cremen zur Verfügung.

Im Juni bereits beansprucht

Die neue Regelung wurde diesen Sommer bereits in Anspruch genommen: Bei der ersten Hitzewelle von 17. bis 20. Juni beantragten 216 Baufirmen Hitzestunden für 3.000 Bauarbeiter; in diesen drei Tagen wurden insgesamt 11.500 Schlechtwetterstunden genehmigt.