Josef Pesserl ist neuer AK-Präsident

In der Arbeiterkammer-Vollversammlung am Donnerstag ist Josef Pesserl zum neuen Präsidenten der steirischen AK gewählt worden. Pesserl will den direkten Kontakt zu den Arbeitnehmern suchen und sich für mehr Verteilungsgerechtigkeit einsetzen.

Der von der FSG nominierte Pesserl war der einzige Kandidat und erreichte 91 von 103 gültigen Stimmen oder 88,35 Prozent. Pesserl war bisher Landessekretär der Produktionsgewerkschaft und Obmann der steiermärkischen Gebietskrankenkasse - diese Funktionen legte der 56-Jährige zurück. Er tritt formell am Freitag die Nachfolge des langjährigen AK-Präsidenten Walter Rotschädl an, der in Pension geht - mehr dazu auch in Josef Pesserl wird neuer Arbeiterkammer-Chef (11.6.2013).

Arbeiterkammer Pesserl

FSG

Pesserl ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne

„Riesenherausforderung“

Er begegne dem Amt eines AK-Präsidenten mit großem Respekt und fasse es als „Riesenherausforderung“ auf, sagte Pesserl. Der Funktion komme auch eine große gesellschaftspolitische Verantwortung zu. Wie Pesserl schon im Vorfeld sagte, will er den Schwerpunkt vor allem in der Verteilungsgerechtigkeit setzen, aber auch das Thema „gesunde Lebenswelten“ stehe für ihn als langjährigen Obmann der Gebietskrankenkasse ganz oben. „Wir wollen der Politik im positiven Sinn auf die Nerven gehen“, spielte der neue Präsident auf die von der AK geforderte Rücknahme des Pflegeregresses an.

Zeit für Betriebsbesuche

Der Kontakt zu den Arbeitnehmern sei ihm wichtig, sagte der neue AK-Präsident: „Ich werde eine Kontaktoffensive starten und in den ersten Monaten vermehrt - also den überwiegenden Teil meiner Zeit - in den Betrieben verbringen.“ Dabei wolle er sich auch um jene kümmern, die eher am Rande der Arbeitswelt stehen: „Mir sind natürlich die Menschen, die in den sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind, genauso wichtig wie die anderen auch; und mir ist es ganz wichtig, dass ich deren Situation direkt aus deren Mund erfahren kann.“

Kampf für mehr Verteilungsgerechtigkeit

Zudem will Josef Pesserl für mehr Verteilungsgerechtigkeit kämpfen: Dazu gehöre eine Vermögenssteuer genauso wie eine gerechte Verteilung der Arbeit. Österreichweit würden jährlich 300 Millionen Überstunden gemacht, von denen 120 Millionen nicht bezahlt würden - viele Arbeitnehmer gingen dabei an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, so Pesserl, während hunderttausende andere Menschen keine Arbeit haben.

Ein Anliegen sei ihm auch, die Finanzwirtschaft an die Kandare zu nehmen - etwas, was an sich nur auf internationaler Ebene geregelt werden kann. So sollten Spekulationen mit Lebensmitteln verboten werden, wünscht sich Pesserl, und generell solle für risikoreiche Spekuationsgeschäfte gelten: „Sie sollen auf alle Fälle so geregelt werden, dass sie nicht mehr lukrativ sind.“

Forderung nach Lehrlingsausbildungsfonds

Um künftig genügend gut ausgebildete Facharbeiter zu haben, soll ein Lehrlingsausbildungsfonds geschaffen werden, fordert Pesserl: Alle Unternehmen sollen einen Beitrag einzahlen, jene, die Lehrlinge ausbilden, sollen daraus gefördert werden.

Resolution vor den AK-Wahlen im April

In der Vollversammlung legte die ÖAAB-FCG-Fraktion eine Resolution für Fairness und Transparenz im Hinblick auf die von 27. März bis 9. April 2014 stattfindenden AK-Wahlen vor. Gefordert wurde unter anderem ein „Kopfverbot“ bei AK-Werbeeinschaltungen. Die AK Steiermark betreut mit 385 Beschäftigten in Graz und 13 Außenstellen 450.000 Mitglieder. Das Budget umfasst laut Voranschlag 2013 rund 53,3 Millionen Euro.

Link: