20 Jahre Briefbomben: Janisch „ohne Hass“

Eine ganze Serie von Persönlichkeiten hat Briefbomber Franz Fuchs auf seiner Liste gehabt - die erste Bombe ist im Pfarrhaus von Hartberg detoniert: „Ich hatte kein Hassgefühl“, erzählt der damals verletzte Pfarrer August Janisch.

Am 3. Dezember 1993 detonierte die erste Briefbombe im Pfarrhaus der oststeirischen Bezirksstadt, Janisch wurde im Gesicht und an der rechten Hand verletzt - mehr dazu auch in 20 Jahre Briefbomben: Die Chronologie.

Pfarrer August Janisch vor 20 Jahren

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Pfarrer August Janisch vor 20 Jahren

„20 Jahre her, aber nicht so weit weg“

„Das ist 20 Jahre her, aber nicht so weit weg“, meint der Zisterzienserpater, der mittlerweile im Stift Rein bei Graz tätig ist. Zum Ziel wurde er aufgrund seines Engagements für Flüchtlinge: Gemeinsam mit der Caritas hatte man als erste Einrichtung Flüchtlingsbetreuer angestellt, „und so ist Franz Fuchs auf uns aufmerksam geworden“, vermutet Janisch.

„Das ist jetzt alles weg“

Gegenüber dem Attentäter selbst praktiziert Janisch christliche Vergebungslehre: „Ich habe immer gesagt, ein armer Kerl, der sehr gescheit ist und sein Wissen nicht positiv umsetzen konnte.“ Die Genugtuung des ebenso von einer Bombe schwer verletzten einstigen Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk über Fuchs’ eigene Verletzungen hat den Geistlichen laut eigener Aussage „irritiert“. An einem Trauma dürfte Janisch selbst nicht leiden: „Das ist jetzt alles weg“, meint er. Auch in Fuchs’ Heimatgemeinde Gralla blieb nicht viel vom „Bombenbauer“ Franz Fuchs - mehr dazu in 20 Jahre Briefbomben: „Kein Thema mehr“.

Auch in seinem Engagement für Flüchtlinge ließ sich Janisch durch den Anschlag nicht einschüchtern: „Es hat uns noch mutiger gemacht, gezielt auf Menschen zuzugehen“, resümiert er. Die geistige Wurzel sieht er in einer damals durch Jörg Haider geschürten ausländerfeindlichen Stimmung und dem Volksbegehren „Österreich zuerst“ der FPÖ.

Stoisits: Kein Grund für Einschüchterung

So sieht es auch Terezija Stoisits - die für die einstige Nationalratsabgeordnete gedachte Bombe wurde entschärft. Dennoch sei die Zivilgesellschaft nach dem Ausländer-Volksbegehren - etwa durch das Lichtermeer - stärker zusammengerückt.

Für Stoisits gab es nach der Briefbombenserie aber auch positive Entwicklungen im Umgang mit Ausländern, ebenso in der Volksgruppenpolitik: So seien im Burgenland zweisprachige Ortstafeln installiert worden. Auch die spätere Volksanwältin sah keinen Grund, ihr Engagement zu beenden: „Das ist der letzte Grund, aus dem ich mich einschüchtern lasse.“ Zu tun gebe es noch viel. Dennoch: „Beim Zugang zu ‚Fremden‘ ist nicht alles so verlaufen, wie ich es mir wünschen würde“, so Stoisits.

Schüller: „Es gibt viele, die Fuchs nicht unähnlich sind“

Abgefangen wurde einen Tag nach der Detonation in Hartberg eine Briefbombe, die für den damaligen Caritas-Präsidenten Helmut Schüller bestimmt war: „Meine damalige Sekretärin hat an dem Abend die Nachrichten gesehen“, erinnert er sich; dadurch sei sie auf ein verdächtiges Paket in der Hauspost aufmerksam geworden. „Wir haben ausgemacht, es nicht alleine aufzumachen und die Polizei verständigt, es war ein Glück“, so Schüller.

Schüller ist seitdem noch immer vorsichtig im Umgang mit seiner Post: „Wenn Pakete kommen, die ich nicht zuordnen kann, rufe ich beim Absender an.“ Denn der nunmehrige Sprecher der Pfarrer-Initiative kennt Personen, die Fuchs nicht unähnlich sind: „Im Kirchenumfeld gibt es ziemlich viele Menschen, die krank sind und schnell aggressiv werden.“